Inhaltsverzeichnis

Zum Buch

 

Zahlreiche Gelehrte und Geistesgrößen ihrer Zeit schätzten die hochgebildete Caritas Pirckheimer (1467–1532), Äbtissin des Nürnberger Klaraklosters, als Gesprächspartnerin. Vielen galt sie als weibliches Idealbild des humanistischen Menschen. Als die Reformation in Nürnberg Einzug hielt, geriet sie durch ihr unerschütterliches Festhalten an der klösterlichen Lebensform in ungewollte Gegnerschaft mit den Stadtvätern. Ihr unerschrockenes Eintreten für die eigene Position und ihre Gabe zum Dialog mit Andersdenkenden machen Caritas Pirckheimer zu einer bis heute faszinierenden Persönlichkeit.

Diese Biografie bietet interessante und spannende Einblicke nicht nur in das Leben Caritas’, sondern zugleich in die Zeit des religiösen und gesellschaftlichen Umbruchs des 16. Jahrhunderts.

 

 

 

Zur Autorin

 

Anne Bezzel,
geboren 1976, Diplomtheologin, promoviert in evangelischer Kirchengeschichte. Sie ist als Vikarin und freiberufliche Autorin tätig.

Biografien machen Vergangenheit lebendig: Keine andere literarische Gattung verbindet so anschaulich den Menschen mit seiner Zeit, das Besondere mit dem Allgemeinen, das Bedingte mit dem Bedingenden. So ist Lesen Lernen und Vergnügen zugleich.

Dafür sind gut 100 Seiten genug – also ein Wochenende, eine längere Bahnfahrt, zwei Nachmittage im Café. Wobei klein nicht leichtgewichtig heißt: Die Autoren sind Fachleute, die wissenschaftlich Fundiertes auch für den verständlich machen, der zwar allgemein interessiert, aber nicht speziell vorgebildet ist.

Bayern ist von nahezu einzigartiger Vielfalt: Seinen großen Geschichtslandschaften Altbayern, Franken und Schwaben eignen unverwechselbares Profil und historische Tiefenschärfe. Sie prägten ihre Menschen – und wurden geprägt durch die Männer und Frauen, um die es hier geht: Herrscher und Gelehrte, Politiker und Künstler, Geistliche und Unternehmer – und andere mehr.

Das wollen die KLEINEN BAYERISCHEN BIOGRAFIEN: Bekannte Personen neu beleuchten, die unbekannten (wieder) entdecken – und alle zur Diskussion um eine zeitgemäße regionale Identität im Jahrhundert fortschreitender Globalisierung stellen. Eine Aufgabe mit Zukunft.

 

DR. THOMAS GÖTZ, Herausgeber der Buchreihe, geboren 1965, lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Regensburg. Veröffentlichungen zu Stadt und Bürgertum in der Neuzeit.

ANNE BEZZEL

 

 

 

Caritas Pirckheimer

 

 

Äbtissin und Humanistin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verlag Friedrich Pustet
Regensburg

Impressum

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

 

eISBN 978-3-7917-6077-3 (epub)

© 2016 by Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

eBook-Produktion: Friedrich Pustet, Regensburg

Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg

 

Diese Publikation ist auch als Printprodukt erhältlich:

ISBN 978-3-7917-2751-6

 

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Informationen und Bestellungen unter verlag@pustet.de

 

 

Magna parti animae meae

Prolog: »Aber die Liebe ist die größte unter ihnen …«

Pfingsten 1479: Die angesehene Nürnberger Patrizierfamilie Pirckheimer, gerade ansässig in Eichstätt, übergibt ihre zwölfjährige Tochter Barbara dem Klarakloster zu Nürnberg. Wenige Jahre später nimmt Barbara Pirckheimer den Schleier. Und sie gibt sich einen neuen Namen: Caritas, Liebe. Ein Name als Programm. Ein Name, dessen Anspruch Caritas Pirckheimer immer wieder neu gerecht zu werden versucht hat. Ein Name, der wie eine Überschrift über ihrem Leben zu stehen scheint.

Wer sich mit der Biografie Caritas Pirckheimers befasst, wird der Liebe immer wieder begegnen – wie einem musikalischen Leitmotiv. Schon in den schriftlichen Zeugnissen der jungen Ordensfrau begegnet man dem Primat der Liebe, den sie eindringlich und selbstbewusst vertritt. So scheut sie sich nicht, dem weltgewandten, hochgebildeten Dichterfürsten Conrad Celtis ins Gewissen zu reden: Wissen ohne Liebe sei mehr zu tadeln als zu loben. Liebe erbaue, Wissenschaft blähe auf. Der Aussage in einem Brief des Nürnberger Probstes Sixtus Tucher, ihres vertrauten Freundes und geistigen Weggefährten, kann Caritas hingegen aus ganzem Herzen zustimmen: Allein die Liebe – »sunder allein die lieb« – ermögliche ein wahrhaft »geistlich leben«.

Allein die Liebe zu Gott erkennt sie als das Fundament eines wahren Glaubens an – nicht etwa die Klostergelübde, wenngleich sie sich diesen in bewusster Entscheidung bleibend verpflichtet fühlt.

In ihren letzten Lebensjahren, die in die Umbruchszeit der reformatorischen Bewegung fallen, konfrontiert und überrascht die altgläubige Äbtissin ihre evangelischen Gesprächspartner mit dieser Grundüberzeugung: Sowohl dem Nürnberger Prediger Wenzeslaus Linck als auch dem Wittenberger Reformator Philipp Melanchthon gegenüber stellt sie die Liebe ins Zentrum, wobei sie hinzufügt, dass sie und ihr Konvent ihren »grunt auf die gnad gotes und nit auf unser aygne werck seczten«.

 

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Abb. 1: Posthumes Medaillon der Caritas Pirckheimer. – Kupferstich, 17. Jh. Bildunterschrift: Caritas Pirck=heimerin/ AEptissin in st=Claren Closter/in Nürnberg. Obijit 1532

 

So sehr Caritas die Liebe als Richtschnur ihres Lebens betrachtet, so sehr zweifelt sie immer wieder an ihrer Kraft, jenes Ideal zu verwirklichen: Nur dem Namen, nicht der Sache nach – »quam tamen (…) solum nomine et non re porto« – sei sie selbst verbunden mit jener hochgelobten caritas.

Diesem Selbstzweifel zum Trotz wird die Vorsteherin der Nürnberger Klarissen von den Menschen, mit denen sie tagtäglich verkehrt, für ihre liebevolle, zugewandte Persönlichkeit geschätzt und verehrt. Sixtus Tucher, der aus erster Hand über Caritas’ Umgang mit den ihr anvertrauten Schwestern unterrichtet ist, lobt sie dafür, dass ein »milterer prunnen der lieb gegen deinen schwestern aus dir entspring …«

Wäre Caritas Pirckheimer nicht mehr gewesen als dies – eine verständnisvolle und zugleich in ihrem geistigen Anspruch vorbildliche Äbtissin –, es wäre fraglich, ob sie der Nachwelt in Erinnerung geblieben wäre. Doch ihre beispiellose Verbindung mit den führenden Köpfen des Humanismus ihrer Zeit – etwa mit Albrecht Dürer, Conrad Celtis, Erasmus von Rotterdam und natürlich ihrem Bruder Willibald – sowie ihre erstaunliche Haltung in den Umbrüchen der Reformationszeit, die in unmittelbarer Weise auch ihr Kloster erfassen sollten, machen sie zu einer Persönlichkeit, die bis heute nichts von ihrer Ausstrahlung verloren hat.

Wir wissen nicht, wie Caritas Pirckheimer ausgesehen hat – wer hätte auch eine Klosterschwester in strenger Klausur porträtieren können? Auch das Bildnis auf dem Umschlag dieses Buches, im Stile Albrecht Dürers gemalt, zeigt nicht Caritas Pirckheimer; vielmehr stellt es eine Art »Pasticcio« aus den Bildnissen ihres Bruders Willibald und Dürers Frau Agnes dar. Als weiteren Versuch, sich dem Antlitz Caritas’ zu nähern, gilt der posthum angefertigte Kupferstich in Form eines Medaillons aus dem 17. Jahrhundert, der Caritas betend und in der Tracht ihres Ordens ähnlich wie die Stifterfiguren auf Bildnissen des 15. und 16. Jahrhunderts darstellt.

Caritas’ Aussehen ist also nicht überliefert – und dennoch hat ein lebendiges Bild jener Nürnberger Äbtissin die Jahrhunderte überdauert, das sich zusammenfügt aus ihren Worten, die bis heute bestechen durch ihre Klugheit, ihre Klarheit, ihren Witz und durch ihr Bekenntnis zur Liebe.

1   Elternhaus und Kindertage

Vom Donauried ins neue Zentrum des Reiches

Die Wurzeln der Familie Pirckheimer liegen wohl im Donauried, in dem Gebiet um Lauingen. Gut 100 Jahre vor Caritas’ Geburt, im Jahr 1359, findet sich in den Einbürgerungsurkunden Nürnbergs der Name ihres Urururgroßvaters, Hans I. Pirckheimer. Dieser nennt im Umkreis der Noris bereits zahlreiche Lehn- und Eigengüter sein eigen, als er den Sprung nach Nürnberg, in das neue Zentrum des Reiches, wagt. In Kooperation mit den Familien Imhoff und Gundelfing gelingt der Patrizierfamilie rasch der Aufbau eines Handelsimperiums, das Eisenerze, Samt, Brokat und Seide vertreibt. Ihre Beziehungen reichen bis nach Italien. Man zählt zum erlesenen Kreis deutscher Kaufleute in Venedig. Aber nicht allein auf dem Gebiet der Ökonomie, auch im Bereich der Bildung sind Caritas’ Ahnväter der damals führenden europäischen Großmacht Italien eng verbunden: Ihr Großvater Hans hatte in Perugia, Bologna und Padua studiert, ihr Großonkel Thomas in Bologna, Pavia und Padua. Auch als die wirtschaftliche Potenz der Familie längst ihren Zenit überschritten hat, bleibt ihre Bedeutsamkeit als Protagonisten der geistigen Elite bestehen.

Das Stammhaus der Familie, erworben von Hans II. Pirckheimer (gest. 1400), am Nürnberger Hauptmarkt gegenüber dem schönen Brunnen gelegen, sollte später in den Besitz Willibalds, Caritas’ Bruder, übergehen und bis zu dessen Tod ein wichtiges Zentrum des Humanismus darstellen.

Im Zuge der im ausgehenden Mittelalter zunehmenden Globalisierung des Handels sind es jene Vernetzungen ins Ausland, die als Barometer des Erfolgs gelten und letztlich über das Geschick eines Handelsunternehmens entscheiden.

Der hohe Stellenwert, den die Familie Pirckheimer einer breit angelegten, nicht allein zweckgerichteten Bildung zuschreibt, ist hierbei bemerkenswert und sicher ein weiterer Faktor für ihr Renommee. Selbstbewusst und weltgewandt versteht man es, sich auch auf internationalem Parkett zu bewegen.

 

Patrizierfamilien – die Elite Nürnbergs

Wirtschaftliche Stärke und gesellschaftliches Ansehen standen in Nürnberg stets in einem engen Zusammenhang. Nach antikem Vorbild nannten sich die aufstrebenden Familien der Reichstadt »Patrizier«. Nur sie waren berechtigt, im Kleineren / Inneren Rat einen Sitz einzunehmen und galten als rats- und gerichtsfähig. Eben jene Ratsfähigkeit war jedoch mit der materiellen Stärke einer Familie verbunden: So wie der Zugewinn an Wirtschaftskraft bis ins frühe 16. Jahrhundert den Weg ins Patriziat öffnete, so konnte der Verlust derselben auch zum Verlust der Ratsfähigkeit führen. Als das sogenannte Tanzstatut aus dem Jahr 1521 festlegte, welche Geschlechter zum Tanz auf das Rathaus geladen werden dürfen, verfestigte sich das Machtgefüge des Patriziates. Bis auf eine kurze Episode im Jahre 1348, als ein Handwerkeraufstand die Patrizier aus dem Rat vertrieben hatte, lag die politische Macht eindeutig wieder in patrizischer Hand. Berühmte Namen waren etwa die Geschlechter der Tucher, Tetzel, Stromer, Muffel, Nützel, Haller, Ebner und Pirckheimer. Der zunehmende Konkurrenzdruck zwischen den Familien, der eigentlich durch eine ausgeklügelte Heiratspolitik vermieden werden sollte, und die zwischen einzelnen Familien bestehenden Spannungen, stellten die Reichsstadt immer wieder vor die Herausforderung, das Gleichgewicht der Kräfte zu wahren.

 

 

Eichstätt und München – in den Diensten von Bischöfen und Herzögen

Als Caritas Pirckheimer am 21. März 1467, am Tag des heiligen Benedikt, als ältestes Kind des Dr. Hans Pirckheimer und seiner Frau Barbara, geb. Löffelholz, zur Welt kommt, befindet sich die Familie nicht in Nürnberg. Dass der Vater Hans nach seinem Studium in Italien und dem Erwerb des Doktorgrades in Padua 1465 nicht in den Dienst seiner Vaterstadt getreten war, hat einen uns Heutigen seltsam anmutenden Grund: Eben der Besitz der Doktorwürde verwehrte damals den Zugang zu einem Sitz im Nürnberger Rat. Dies sollte den Vater später dazu bewegen, seinem Sohn Willibald von einer Dissertation abzuraten.

 

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Abb. 2: Johannes Pirckheimer, um 1501

 

Hans Pirckheimer hatte in Eichstätt als Berater Bischof Wilhelms von Reichenau, einem ehemaligen Studienkollegen in Padua, ein angemessenes Auskommen gefunden. Dies ermöglicht ihm 1466 die Ehe mit der Nürnberger Patriziertochter Barbara Löffelholz einzugehen. Dass diesem Schritt einige Schwierigkeiten vorausgegangen waren, verrät ein Zeugnis aus einer Sammlung von Rechtsgutachten jener Zeit: Barbara Löffelholz wird darin angeklagt, sie habe während Hans Pirckheimers Italienaufenthalt einem anderen Nürnberger Patrizier die Ehe versprochen: Sigmund Stromer von der Rosen.

Die Angeklagte muss eingestehen, nicht nur entsprechende Äußerungen getätigt und Geschenke angenommen zu haben, sondern auch sechs Nächte mit dem Kläger verbracht zu haben. Alle eingeholten deutschen Gutachten bestätigen Sigmund Stromers Klage. Hans Pirckheimer bittet daher seine italienischen Professoren um eine Stellungnahme zu seinen Gunsten. Die italienische Parteinahme für Pirckheimer, die der Nachwelt jedoch nicht erhalten ist, gibt schließlich den Ausschlag – im abschließenden Urteil des Bamberger Gerichtes wird Barbara Löffelhoz freigesprochen. Ihrer Vermählung mit Hans Pirckheimer steht nun nichts mehr im Wege.

Zwölf Kinder gehen aus dieser Ehe hervor: Nach Barbara, der Erstgeborenen, folgen in kurzen Abständen Walburga (geb. 1468), Felicitas (1469), Willibald (1470), eine weitere Felicitas (1472), Sebald (1475), Katharina (1476), Juliana (1479), Klara (1481), Sabina (1482), Eufemia (1486) und ein namenloser Sohn, dessen Geburts- und Todesdatum nicht bekannt sind. Die Eltern Pirckheimer verlieren drei ihrer zwölf Kinder – die ältere Felicitas, Sebald und ihren letztgeborenen Sohn. Die Mutter Barbara sollte die letzte Entbindung nicht lange überleben: Sie stirbt bereits 1488.

Barbara, die älteste, ist acht Jahre alt, als die Familie 1475 nach München übersiedelt. Der Vater versieht nun eine doppelte Aufgabe: Er ist Rat des Herzogs Albrecht von Bayern und zugleich des Erzherzogs Sigmund von Österreich – ein Umstand, der ihn zum Pendeln zwischen München und Innsbruck nötigt.

Großtante Katharina als Lehrmeisterin

Trotz der zahlreichen Reisen, die sich durch die berufliche Situation des Vaters ergeben, legt die Familie großen Wert auf eine gründliche Bildung und Erziehung der Kinder. Schon der Großvater Hans (gest. 1492) hatte seine Studienjahre in Italien zum Aufbau einer großen Sammlung antiker Autoren genutzt. Auch sein gleichnamiger Sohn, Barbaras Vater, übernimmt diese Begeisterung für das, was wir heute als Humanismus bezeichnen, und vermittelt sie seinen Kindern. Dabei erkennt er auch seinen Töchtern das Recht auf Bildung zu. Diese Wahrnehmung, dieses Ernstnehmen der Mädchen als bildungsfähige Wesen ist in der Frühen Neuzeit alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Auch wenn über die kleine Barbara vor ihrem Eintritt ins Nürnberger Klarakloster nicht viel bekannt ist, spricht einiges dafür, dass sie ihre Eltern und die jüngeren Geschwister nicht nach München begleitet, sondern vielleicht schon ab ihrem siebten Lebensjahr im Haus ihres Großvaters Hans in Nürnberg aufgenommen wird. Dort lebt auch eine unverheiratete Schwester des Großvaters, Katharina Pirckheimer. Jene Großtante muss bis zu ihrem Tod 1484 neben dem Großvater Hans als die wichtigste Lehrerin und Tutorin Barbaras gewirkt haben.

Dass Katharina – und nicht etwa ihr Bruder – die naturwissenschaftlich ausgerichtete Bibliothek des Vaters vererbt bekommen hatte, ist zum einen beredtes Zeugnis für ihre Gelehrsamkeit. Zum anderen ist es ein weiterer Beleg für den humanistischen Geist der Familie Pirckheimer. Eine Briefpassage des Willibald Pirckheimer aus dem Jahr 1513 an seine geliebte ältere Schwester Barbara bezeugt die Fähigkeit der Familie, ihre weiblichen Mitglieder als intellektuell gleichwertig wahrzunehmen: »Denn um das männliche Geschlecht … zu übergehen, was sah die Stadt Gebildeteres, Gelehrteres und Vollkommeneres als unsere Großtante, die Du bei Deinen glücklichen Anlagen so trefflich wiedergibst, daß man an der Schülerin das Bild der Meisterin erkennen kann. In manchem überragst Du sie, was jedoch mehr ihr zum Lob als Dir zu gereichen scheint.«

2   Aus Barbara wird Caritas: Der Eintritt ins Klarakloster

Ein Abschied für immer

Als Barbara in der Pfingstwoche 1479 im Alter von zwölf Jahren in den Konvent der heiligen Klara in Nürnberg eintritt, ist dies angesichts ihres Lerneifers und ihrer Begabung ein aus damaliger Perspektive folgerichtiger Schritt.

Was dem jungen Mädchen im Schutzraum ihrer Familie ermöglicht worden war – Zugang zu einem fundierten klassischen Bildungskanon –, kann allein im Rahmen einer klösterlichen Schulbildung fortgesetzt werden. Die vier Lateinschulen der Stadt stehen nur den Patriziersöhnen offen.

Wenn ihr das »falsche« Geschlecht die Möglichkeit einer städtischen Bildung versagt hatte, so wird ihr nun beinahe auch der Weg der klösterlichen Bildung versperrt. Ursache dafür ist Barbaras Geburtsort: Wenngleich sich die Pirckheimer als Nürnberger verstehen, wenngleich Barbara seit einigen Jahren beim Nürnberger Großvater am Hauptmarkt lebt – ihr Geburtsort ist Eichstätt. Von Rechts wegen, nach dem Willen des Rates und der von Papst Sixtus IV. 1476 erlassenen Bulle dürfen jedoch nur Nürnberger Bürgerinnen als Chorschwestern aufgenommen werden.

Was aber ist eine Nürnberger Bürgerin? Im Zuge einer Streitigkeit aus dem Jahr 1482 wird festgesetzt, dass dieser Status zwingend und ausschließlich an die Geburt (indigene)