ZUM BUCH

 

Besinnungsnachmittage für Senioren gehören zum regelmäßigen Angebot in Pfarreien, Bildungs- und Exerzitienhäusern sowie in Altenheimen. Leiterinnen und Leiter solcher Nachmittage finden in diesem Buch 15 ausgearbeitete Modelle zu Themen, die in der Seniorenpastoral immer wiederkehren, wie z. B. Gott, Glaube, Gebet, Abschied, Verantwortung, Zukunft u. v. a. Jede Einheit bietet Materialien und Ideen für einen Besinnungsteil sowie einen darauf abgestimmten Gottesdienstvorschlag. Eine „Fundgrube“ enthält ergänzendes Material, sodass die Themen auf die konkrete Situation bzw. Gruppe gut abgestimmt werden können.

 

 

ZUM AUTOR

 

Hanns Sauter, geb. 1951, ist Theologe und im Fachbereich Seniorenpastoral der Erzdiözese Wien tätig. Buchautor und Mitarbeiter bei Fachzeitschriften für pastoralliturgische Praxisliteratur und Seniorenarbeit.

HANNS SAUTER

 

 

Gott, der nach mir schaut

 

Besinnungsnachmittage mit Senioren

 

 

 

 

 

 

 

 

VERLAG FRIEDRICH PUSTET
REGENSBURG

IMPRESSUM

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

eISBN 978-3-7917-6057-5 (epub)

© 2015 Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

Umschlagbild: Fotolia, © smileus

Layout und Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg

Satz: MedienBüro Monika Fuchs, Hildesheim

eBook-Produktion: Friedrich Pustet, Regensburg

 

Diese Publikationen ist auch als Printprodukt erhältlich:

ISBN 978-3-7917-2695-5

 

Weitere Publikationen aus unserem Verlagsprogramm finden Sie unter:

www.verlag-pustet.de oder www.liturgie-konkret.de

 

Vorwort

Liebe Kollegin, lieber Kollege in der Seniorenpastoral!

 

Zum festen Bestandteil der Seniorenpastoral gehören in den meisten Pfarrgemeinden ein oder zwei Einkehrnachmittage im Jahr. Wer immer sie gestaltet – Priester, Diakon, Pastoralassistentin, Ordensfrau, Seniorenverantwortliche – orientiert sich dazu meist am Ablauf des Kirchenjahres: Advent, Weihnachtszeit, Fastenzeit, Osterzeit, Erntedank. Als Ergänzung dazu bietet dieses Buch 15 Modelle an, die auf Themen eingehen, die ältere Menschen bewegen. Es sind Themen, die man nicht losgelöst von der eigenen Biografie besprechen kann und die daher auch nicht unbedingt zu jenen gehören, über die „man“ immer und überall und zu jedem spricht: Gott, Glaube und Gebet, Ängste, Wünsche und Hoffnungen, Erwartungen, Enttäuschungen und Aufbrüche.

 

Die Vorschläge gehen von einer überschaubaren Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus, können aber ohne viel Aufwand an größere Gruppen angepasst werden. Jedes Modell besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil, dem „Besinnungsteil“, geht es um Denkanstöße, Information und Gespräch. Der zweite Teil ist ein Gottesdienstvorschlag, der das Thema des Besinnungsteiles aufgreift und weiterführt. Die Gottesdienste sind als Wort-Gottes-Feier konzipiert, lassen sich jedoch für den Fall, dass der Einkehrnachmittag mit einer Eucharistiefeier abschließen soll, auch dafür verwenden. Sollte dies der Wunsch sein, finden Sie in der „Fundgrube“, die jedem Kapitel angefügt ist, Vorschläge für eine Lesung bzw. ein Evangelium und auch Anknüpfungspunkte für eine Auslegung. Weiters enthält die „Fundgrube“ Alternativen zu den verwendeten Texten und Ideen. Ganz allgemein habe ich darauf geachtet, dass die Modelle für Vorbereitung und Gestaltung nicht allzu aufwändig sind und auch die Methoden so gewählt, dass sie keine all zu große Hemmschwelle für die Mitarbeit darstellen.

Wesentlich zum Gelingen eines Einkehrnachmittages trägt ein ansprechend gestalteter Raum bei. Hier kann ein wenig Phantasie viel bewirken. Ob es günstiger ist, zum Gottesdienst den Raum zu wechseln oder nicht, ist eine Frage der örtlichen Gegebenheiten, doch sollte er in zweitem Fall – und auch dazu ist oft kein großer Aufwand erforderlich – Gottesdienstatmosphäre haben. Versuchen Sie auch, die liturgischen Rollen (Sprecher, Kantor, Lektor …) möglichst gut zu verteilen! Ja und noch etwas: Mir ist zwar bewusst, dass die Seniorenpastoral ein überwiegend weibliches Gesicht hat. Der Einfachheit halber verwende ich im Text aber immer die männliche Form. Sie verstehen das sicher richtig.

 

Mein Dank gilt allen Gruppen, mit denen ich bisher Glaubensgespräche führen und Gottesdienste feiern durfte. Die mit ihnen gesammelten Erfahrungen sind die Grundlage dieses Buches. Herr Spiritual Paul Weismantel, Würzburg, hat zahlreiche seiner aus dem Leben gegriffenen geistlichen Texte zur Verfügung gestellt. Ihm sei dafür besonders herzlich gedankt.

 

Viele fruchtbare Stunden der Einkehr, des geistlichen Gesprächs sowie des gemeinsamen Gebets wünscht Ihnen und Ihren Gruppen

Hanns Sauter

Wien, im Herbst 2014

1. Ich spüre, dass ich älter werde

Mit dem Älterwerden leben

Anknüpfungspunkte

Der Satz: „Man ist so alt, wie man sich fühlt“, gehört unter den vielen Sprichwörtern und Redewendungen, die es zum Alter gibt, zu den am häufigsten verwendeten. Er deutet die Vielschichtigkeit des Alters an sowie die Spannung zwischen Selbstbild und Fremdbild, die wohl jeder spürt, wenn er an sein Älterwerden denkt. Wir könnten jetzt viele solcher Sprichwörter und Zitate sammeln und darüber ins Gespräch kommen. Eine andere Möglichkeit ist der Blick auf Bäume. Bäume können ein ganzes Leben symbolisieren.

Besinnungsteil

Vorbereiten

Einstieg

Hier sind Bilder von Bäumen aufgelegt. Ich lade Sie ein, sich eines, das Sie besonders anspricht, auszusuchen und es uns zu erläutern.

Zusammenfassung

Danke für Ihre offenen und so persönlichen Beiträge. Ich möchte sie zusammenfassen mit einem Text eines geistlichen Autors:

 

Herr, hilf uns, erwachsen, älter und schließlich alt zu werden,

Erfahrungen zu sammeln, in Frieden zu reifen

und in Liebe Frucht zu bringen.

 

Lass uns wachsen, wie ein Baum wächst,

dessen Wurzeln in der Erde sind,

der seine Krone zum Himmel streckt,

seine Früchte gibt, Schatten gewährt,

wenn er groß und alt geworden.

 

Damit unsere Kinder sagen können:

„Es muss schön sein zu wachsen und zu reifen,

den Wind zu spüren, dem Sturm zu trotzen,

zu blühen, und dann anderen Früchte des Lebens

zu reichen, Zuflucht zu sein,

alt zu werden zwischen Himmel und Erde.

Paul Roth

Impuls

Älterwerden

Seit seinem ersten Lebenstag „schreitet der Mensch im Leben fort“, mit anderen Worten: wird der Mensch älter. So verstanden, bedeutet „älter werden“ nichts anderes als „leben“, und nüchtern betrachtet ist das Leben eine Abfolge unterschiedlicher, aufeinander folgender Phasen, die von biologischen, sozialen und psychologischen Faktoren bestimmt werden und einander beeinflussen. Diese Phasen verlaufen bei jedem Menschen anders. Daher altert auch jeder Mensch anders. Zudem ändert sich im Laufe des Lebens die Bedeutung von „altern“. Kinder verbinden damit „größer werden“ im Sinne von: an Körpergröße wachsen – aber auch „mehr können“ oder „mehr dürfen“ (wie die Redewendung: „Wenn ich einmal groß bin, dann …“ verrät). Der Gedanke, Altern sei ein Reifen, steckt auch in einer Redewendung, die sich Jugendliche öfters anhören müssen: „Auch du wirst noch älter und gescheiter.“ Nach der Jugendphase erlebt sich der Mensch auf der Höhe seines Lebens – solange, bis ihn erste Anzeichen darauf aufmerksam machen, dass wieder eine neue Lebensphase beginnt, und ihn manche Umstände zwingen, den bisherigen Lebensstil zu ändern. Älterwerden erhält nun mehr und mehr die Bedeutung von „weniger werden“. Dieses Weniger-werden – was immer man darunter verstehen mag – macht es so schwer, das Alter anzunehmen. Wer befasst sich schon gerne mit Dingen, die für ihn unangenehm sind, die „nachlassen“ bedeuten oder „schwinden“ oder gar „verfallen“? Doch stimmt die Behauptung, das Alter habe nur negative Seiten? Viele Senioren sehen das nicht so. Für sie bedeutet dieser Lebensabschnitt auch: etwas abschließen, von manchem frei werden, sich Neuem zuwenden können. Sie sehen für sich neue Möglichkeiten und neue Herausforderungen. Überdenken wir nun unser Leben!

Gespräch mit dem Nachbarn

Wie ändert das Älterwerden mein Leben?

Wie gehe ich mit den Veränderungen um?

Wo sehe ich besondere Aufgaben, Chancen und Möglichkeiten des Alters?

Einzelarbeit

Ich teile nun „Zeitstreifen“ und ein Blatt Papier aus. Markieren Sie darauf ihr Alter: Wenn Sie z. B. 76 Jahre sind, machen Sie bei cm 76 einen Strich. Dann teilen Sie Ihre Lebenszeit in Phasen ein und vermerken Sie für die einzelnen Phasen wichtige Ereignisse auf dem Notizpapier.

Gruppe

Wer möchte, erläutert seinen Zeitstreifen.

Impuls

Nun möchte ich Sie mit einem Text bekannt machen, der sich in Gebetbüchern in zahlreichen Varianten findet. Vielleicht kennen Sie ihn. Er soll zu einem nächsten Schritt anregen.

 

Gebet einer unbekannten Äbtissin

Herr, du weißt besser als ich,

dass ich von Tag zu Tag älter

und eines Tages alt sein werde.

Bewahre mich vor der Einbildung,

bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema

etwas sagen zu müssen.

 

Erlöse mich von der großen Leidenschaft,

die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.

Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch,

hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein.

 

Bei meiner ungeheuren Ansammlung

von Weisheit erscheint es mir ja schade,

sie nicht weiterzugeben,

aber ich muss nicht alle und jeden

ungefragt damit beschäftigen.

Bewahre mich vor allem, was die Alten so unbeliebt macht.

Bewahre mich vor Geschwätzigkeit.

Halte mich frei davon, den anderen alle Einzelheiten meines Alltags aufzudrängen.

Gib mir die Einsicht, dass ich zuweilen auch Unrecht haben kann.

 

Schenke mir Geduld, wenn andre mir ihre Leiden klagen,

aber versiegle meine Lippen, wenn ich meine eigenen Schmerzen und Gebrechen ausbreiten möchte.

Sie nehmen zu – und die Lust, sie zu beschreiben,

wächst von Jahr zu Jahr.

Wenn ich doch darüber spreche, dann lass es mich so tun, dass deine Güte dadurch nicht verdunkelt wird.

 

Mach mich hilfsbereit, aber nicht geschäftig,

fürsorglich, aber nicht herrschsüchtig.

Gewähre mir, dass ich Gutes finde, wo ich es nicht vermutet habe,

und Talente bei Leuten, denen ich sie nicht zugetraut hätte.

Herr, schenk’ mir die Liebenswürdigkeit, es ihnen zu sagen.

 

Erhalte mich so liebenswert wie möglich.

Ich möchte kein Heiliger sein – mit ihnen lebt es sich so schwer –

aber ein alter Griesgram ist ein Krönungswerk des Teufels.

 

Du weißt, dass ich ein paar gute Freunde brauche.

Vor allem aber brauche ich dich.

Gestalte mich um, lass mich reif werden

und mich freuen auf die Ewigkeit.

Einzelarbeit

Ich teile Ihnen den Text aus. Lesen Sie ihn in Ruhe und machen sie sich Ihre Gedanken darüber:

Kleingruppe

Dann besprechen Sie ihn – Absatz für Absatz – mit einem oder zwei Gesprächspartnern.

Abschluss

Setzen wir uns nochmal alle zusammen. Wer möchte sagen, wie es ihm mit dem Text gegangen ist?  …

Danke Ihnen allen. Ich glaube, wir sind alle sehr berührt. Ganz gleich, wie wir unser Alter und unser Leben verstehen, uns allen gilt Gottes Zusage, bei uns zu sein. Ein geistlicher Schriftsteller unserer Tage hat dies in ebenfalls sehr berührenden Versen ausgedrückt. Sie sollen unsere Gedanken zusammenfassen und abschließen:

 

Gott, der ist, wo du bist,

gebe dir die Kraft zum Leben,

die Zeit zum Staunen

und ein Herz für die Menschen.

 

Gott, der ist, wo du bist,

segne dich mit guten Gedanken,

mit tröstlichen Worten

und in all deinen Werken.

 

Gott, der ist, wo du bist,

gebe dir Hoffnung und Zukunft,

segne dich mit Glück und Freude,

und stärke in dir Vertrauen und Mut.

 

Gott, der ist, wo du bist,

erhalte dir die Treue deiner Freunde,

dich in den Gefahren dieser Zeit

und in deiner Liebe lebendig.

Gott, der ist, wo du bist,

stärke dich heute

und alle Tage

und in alle Ewigkeit.

 

Paul Weismantel

Wort-Gottes-Feier

Vorbereiten

Lied

GL 405 (Nun danket alle Gott)

Einführung

„Altwerden ist nichts für Feiglinge“, lautet ein Buchtitel. Wir haben alle gespürt, wie viele unterschiedliche Seiten unser Leben und unser Alter haben. Wir wissen, welche Herausforderungen damit verbunden sind, welche Fragen und Erfahrungen. Nun legen wir unsere Gedanken vor Gott. Er möge sie begleiten und segnen.

Kyrie-Rufe

Herr, wir bringen vor dich alles, was uns bewegt beim Gedanken, älter zu werden.

 

Wir bringen dir unsere Ängste:

die Angst vor Situationen, denen wir uns nicht gewachsen fühlen,

die Angst, nicht gebraucht zu werden,

die Angst, alleine und verlassen zu sein:

Kyrie eleison …

 

Wir bringen dir unsere Freuden:

die Freude, noch einmal etwas beginnen zu können,

die Freude, von einer Fülle an Verpflichtungen befreit zu sein,

die Freude, eine neue Vielfalt des Lebens zu erleben.

Christe eleison …

 

Wir bringen dir unsere Gedanken an die Zukunft:

die Furcht vor einem langen Leiden,

die Furcht vor dem Sterben,

die Furcht vor der Ewigkeit.

Kyrie eleison …

Gebet

Barmherziger Gott! Du bist immer bei uns. Du hältst uns, wenn wir stolpern. Du fängst uns auf, wenn wir fallen. Du bist bei uns in unserer Freude und in unserem Leid. Dies hilft, uns so anzunehmen, wie wir sind und unser Leben als Gabe und Aufgabe zu gestalten. Dafür danken wir dir jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

Wort aus der Heiligen Schrift (Lesung)

Herr, ich suche Zuflucht bei dir. Lass mich doch niemals scheitern!

Sei mir ein sicherer Hort, zu dem ich allzeit kommen darf.

Herr, mein Gott, du bist ja meine Zuversicht, meine Hoffnung von Jugend auf.

Vom Mutterleib an stütze ich mich auf dich, vom Mutterschoß an bist du mein Beschützer;

dir gilt mein Lobpreis allezeit.

Für viele bin ich wie ein Gezeichneter, du aber bist meine starke Zuflucht.

Verwirf mich nicht, wenn ich alt bin, verlass mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden.

Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf, und noch heute verkünde ich dein wunderbares Walten.

Auch wenn ich alt und grau bin, o Gott, verlass mich nicht, damit ich von deinem machtvollen Arm der Nachwelt künde, den kommenden Geschlechtern von deiner Stärke und von deiner Gerechtigkeit, Gott, die größer ist, als alles …

Du ließest mich viel Angst und Not erfahren. Belebe mich neu, führe mich heraus aus den Tiefen der Erde!

Bring mich wieder zu Ehren! Du wirst mich wiederum trösten.

Dann will ich dir danken mit Saitenspiel und deine Treue preisen, mein Gott, du Heiliger Israels.

Psalm 71,1.3.5–7.9.17–22

Impuls

Ein älterer Mensch bedenkt in diesem Psalm sein Leben. Offensichtlich hat er viel Negatives erfahren, bei allem aber, was geschehen ist, hat er an Gott festgehalten und dadurch zu einem inneren Frieden gefunden. Dieser Friede ist stärker als alles andere in seinem Leben. Statt nun über sein Schicksal zu jammern, lobt er Gott, spricht und denkt er positiv über sein Leben. Im Alter zeigt sich klarer, ob sich jemand selbst angenommen hat und während seines Lebens eine tragfähige Beziehung zu Gott gefunden hat. Wer sein Leben bisher auf Erfolg, Ansehen, Beliebtheit aufgebaut hat, wird unzufrieden mit sich, sobald er nicht mehr im Mittelpunkt steht. Was das Leben bisher getragen hat, bricht ein. Der Beter von Psalm 71 hat Gottes Größe erfahren, hat sich auch immer von ihm begleitet gewusst. Jetzt, im Alter, fixiert er sich nicht auf die Altersbeschwerden, sondern schaut auf die Dinge, die nicht selbstverständlich sind, und deutet sie als Wunder Gottes. Dabei verdrängt er sein Älterwerden nicht. Er schaut vielmehr neu auf Gott und bittet um seine Nähe. Dies gibt ihm die Kraft, zur Gegenwart „Ja“ zu sagen. Gott, der ihn Zeit seines Lebens begleitet hat, wird ihn auch jetzt, wo er so deutlich seine Begrenztheit spürt, nicht fallen lassen, sondern ihm in seiner Schwäche eine neue, eine innere Stärke verleihen. Wer aus diesem Glauben lebt, braucht sich vor einem Aufgerieben-werden durch widrige Umstände nicht zu fürchten. Wer sich in der Hand Gottes weiß, dem steht eine Zukunft offen, eine ganze Ewigkeit in Gottes Nähe.

Austausch über die Psalmverse

Wir betrachten den Psalm. Wer möchte, liest den Vers vor, der ihn am meisten berührt, zündet dazu eines der in den Gläsern bereitgestellten Lichter an und stellt dies auf den Altar (vor das Kreuz, in die Mitte).

Vaterunser

Nun wenden wir uns an Gott, unseren Vater, der immer für uns da ist:

Vater unser …

Gebet

Lebendiger Gott!

Du bist der Gott unserer Jugend, du bist auch der Gott unseres Alters. Bis jetzt hast du uns durch unser Leben begleitet, wir können darauf vertrauen, dass du weiter mit uns gehst. Dafür danken wir heute und alle Tage und in alle Ewigkeit. Amen.

Lichtertanz

Gott begleitet uns. Dies gibt uns Zuversicht und Freude. Wir drücken sie in einem einfachen Lichtertanz zum Kanon „Mache dich auf und werde Licht“ (GL 219) aus.

Tanzbeschreibung in der „Fundgrube“

Segensbitte

Es segne und begleite uns Gott, unsere Hoffnung und Zuflucht: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Fundgrube

Vorschlag für ein Evangelium

Mt 6,25–27.34

Im Leben machen wir uns Sorgen um viele Dinge, im Alter vielleicht besonders. Jesus wertet das nicht ab, weist jedoch darauf hin, dass ein Glaubender Gott als einen sorgenden Vater um sich hat. Dies bewahrt vor Pessimismus und Schwarzseherei.

Arbeitsblatt

„Mein Alter annehmen“

(Alternative zur Einzelarbeit „Zeitstreifen“)

1. Ich notiere mein Geburtsjahr und meine Lebensjahre.

2. Welche Veränderungen lassen mich mein Alter spüren?

Körperliche, seelische, in den Beziehungen, im Alltag…

Wie gehe ich mit diesen Veränderungen um?

Ignorieren, Flucht nach vorne, Jammern, Schweigen  …

3. Was tue ich, um der Situation des Altwerdens aus dem Weg zu gehen und die Veränderungen zu verdrängen?

4. Was tue ich, um sie anzunehmen?

5. Wo sehe ich für mich den Sinn meines Alters? Welche Aufgabe sehe ich für mich darin?

6. Was sehe ich im Alter anders? Was ist für mich Gewinn oder Verlust?

Meditation

Kostbar, mein Leben

Kostbar, mein junges Leben

Kostbar, mein altes Leben

Kostbar, mein Leben gestern

Kostbar, mein Leben heute

Kostbar, mein Leben jetzt

 

Kostbar, mein Leben mit aller Freude

Kostbar, mein Leben mit allem Leid

Kostbar, mein Leben mit aller Trauer

Kostbar, mein Leben mit allem Scheitern

Kostbar, mein Leben mit allem Erreichten

Kostbar, mein Leben mit allem Gelingen

 

Mein Leben –

Schatz im zerbrechlichen Gefäß –

Gott, sieh es an

 

geformt von deinen Händen

geformt von den Händen derer, die mich erzogen haben

geformt von den Händen derer, die mich geprägt haben

geformt von den Händen derer, die mich lieben

geformt von den Händen derer, die mich hassen

geformt durch meine eigenen Hände

 

sieh es an mit seiner Bemalung

sieh es an mit seinen Sprüngen

sieh es an mit seiner Standfestigkeit

sieh es an mit seinen Klebestellen

sieh es an mit seinen Besonderheiten

sieh es an mit seiner Einmaligkeit

 

Schau, o Gott, schau auf

das Gefäß meines Lebens

schau darauf und fülle es

fülle es mit deiner Freude

fülle es mit deiner Liebe

fülle es mit deinem Geist

fülle es mit deinem Vertrauen

fülle es mit deiner Geduld

fülle es mit deinem Leben

 

Gott, fülle mein Leben

fülle es neu.

Lichtertanz

zum Kanon GL 219 (Mache dich auf und werde Licht)

Alle halten ein Teelicht in einem Glas in der Hand.

 

Text

Bewegung

Mache dich auf und werde Licht!

Licht in beide Hände nehmen, hoch und wieder herunter führen.

Mache dich auf und werde Licht!

Licht mit der rechten Hand nach rechts und wieder zurück.

Dann Licht in die linke Hand nehmen.

Mache dich auf und werde Licht,

Licht mit der linken Hand nach links und wieder zur Mitte.

denn dein Licht kommt.

Licht mit beiden Händen nach vorne und wieder zurückführen.

2. Gott, der nach mir schaut

So erlebe ich Gott

Anknüpfungspunkte

Wenn über Gott diskutiert wird prallen die unterschiedlichsten Vorstellungen aufeinander. Sie sind geprägt von einem Gottesbild, das einem als Kind vermittelt wurde und das durch positive und negative Erlebnisse eines langen Lebens und viele andere Einflüsse so geworden ist, wie es jetzt ist. Während es bei dem einen seit Kindheit weitgehend gleich geblieben ist, hat es sich beim anderen vielleicht stark gewandelt. Das Bild von Gott, das die Bibel vermitteln möchte, ist das Bild eines Gottes, der für die Menschen da ist. Diesem Bild stellen sich allerdings viele Hindernisse und Missverständnisse in den Weg. Viele davon sitzen tief. Gleich aber, wie unser Gottesbild ausschaut – es hat großen Einfluss auf die Lebensgestaltung.

Besinnungsteil

Vorbereiten

Einstieg

„Beginnen wir in Gottes Namen“, „Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der beste Lebenslauf.“ – Sie kennen alle solche Sprichwörter und Redewendungen. Sie spiegeln unsere Vorstellungen von Gott oder sprechen von den Erwartungen, die wir an ihn haben. Sammeln wir einmal:

Ach du gnädiger Gott!

In Gottes Namen!

Geh mit Gott!

Ein Gotteskind gehorcht geschwind.

Gott sieht alles, aber er petzt nicht.

Gott hilft dem, der früh beginnt.

Gott gibt uns Nüsse, aber er knackt sie nicht auf.

An Gottes Segen ist alles gelegen.

Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!

Der Mensch denkt und Gott lenkt.

Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen.

Bete zu Gott, aber rudere weg von den Felsen!

Vergelt’s Gott!

Gott ist keine Katze, die dich sofort kratzt.

Altwerden steht in Gottes Gunst.

 

Wir ordnen die Sprüche und lassen sie einmal auf uns wirken. Dann setzen Sie sich in kleineren Gruppen zusammen und diskutieren Sie:

Anregung zum Nachdenken und zum Gespräch

Impuls: Bilder von Gott?

Der „liebe Gott“, der „gnädige Gott“, der „richtende Gott“ – jeder Mensch hat so seine Vorstellung von Gott. Für die einen ist Gott mehr Vater oder Mutter, für die anderen Weggefährte oder Freund, für wieder andere Vorgesetzter oder Autoritätsperson. Diese Vorstellungen sind erwachsen aus der Lebensgeschichte, geprägt von der Herkunft, der Umgebung, den Beziehungen sowie von Traditionen und Vorstellungen, die immer wieder begegnen. Doch handelt es sich immer um denselben Gott.