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MARKUS GRAULICH/RALPH WEIMANN

Taufvorbereitung
und Taufgespräch

EIN LEITFADEN FÜR ELTERN
UND SEELSORGER

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN (Print) 978-3-7917-3052-3

© 2019 by Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg

Umschlagmotiv: © Pixelio (Fynn Dohmen)

Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg

Printed in Germany 2019

ISBN (E-Book) 978-3-7917-6160-2 (epub)

Weitere Publikationen unseres Verlags finden Sie unter www.verlag-pustet.de.

Informationen und Bestellungen unter verlag@pustet.de

Inhalt

Einleitung

Das Taufgespräch

I.Allgemeines zur Taufe

1.Ich habe dich beim Namen gerufen

2.Was erbitten Sie von der Kirche?

3.Das Kind im Glauben erziehen

II.Vorbereitende Riten

1.Bezeichnung mit dem Kreuzzeichen

2.Wortgottesdienst

3.Exorzismus-Gebet und Salbung mit Katechumenenöl

III.Die zentralen Aspekte der Tauffeier

1.Die Weihe des Taufwassers

2.Glaubensbekenntnis und Absage

3.Die eigentliche Taufe

4.Als Kinder Gottes leben

IV. Die ausdeutenden Riten

1.Salbung mit Chrisam

2.Taufkleid

3.Entzünden der Taufkerze

4.Effata-Ritus

5.Der Abschluss der Taufe

Epilog

Anhang

Auswahl von Schriftlesungen

Vorschläge für Fürbitten

Ablauf der Taufe und Liedvorschläge

Checkliste

Modell für eine Patenurkunde

Gebet für jeden Tag

Anmerkungen

Einleitung

Die Geburt eines Kindes verändert das Leben von Grund auf, denn es ist Frucht der Liebe, und aus Liebe stellen sich die Eltern schon vor der Geburt auf das Leben mit dem Kind ein: Sie denken an Möbel, Kleidung, Spielzeug, die Elternzeit ist oft ein wichtiges Thema, wie viele andere Dinge auch. Es soll nach Möglichkeit sichergestellt werden, dass es dem Kind an nichts fehlt, damit es seine Talente entfalten und in ein gelingendes Leben starten kann.

Ein wesentlicher Schritt zum Gelingen des Lebens ist die Taufe. Sie ist ein so großes Geschenk, dass wir es den Kindern nicht vorenthalten sollten, was heute allerdings vielen nicht mehr bewusst ist. Eine Mentalität, die dazu rät, mit der Taufe zu warten, bis das Kind später selbst entscheiden kann, findet zunehmend Verbreitung. Diese Haltung ist vergleichbar mit dem Gedankengang, einem Kind keine Sprache beizubringen, damit es – wenn es groß ist – die freie Wahl hat, entweder Englisch, Deutsch, Chinesisch, Spanisch oder eine andere Sprache zu erlernen. Die Erfahrung zeigt, dass niemand so leicht eine Sprache lernt wie ein Kind. Geradezu natürlich nehmen Kinder Sprachen an, wenn sie nur gesprochen werden. Sie brauchen weder Grammatik zu lernen noch sich Vokabeln anzueignen, sie müssen nur die Sprache regelmäßig hören. Sehr ähnlich verhält es sich im Hinblick auf den Glauben und das Sakrament des Glaubens, die Taufe.

Wenn sich Eltern zur Taufe ihres Kindes entschließen, dann bedeutet dies keineswegs eine Einschränkung oder Beschneidung der Freiheit des Kindes, sondern im Gegenteil wird dadurch eine Tür aufgetan. Wer Kindern in dem Bewusstsein das Leben schenkt, dass sie auch eine Gabe Gottes sind, trägt die Verantwortung, ihnen auch den Sinn des Lebens zu vermitteln, ohne den das Leben nicht lebenswert wird. Benedikt XVI. hat dies mit folgenden Worten umschrieben: Wenn man „die Kinder tauft und sie in das Licht Gottes und seiner Lehre einführt, tut man ihnen keine Gewalt an, sondern schenkt ihnen den Reichtum des göttlichen Lebens, in dem die wahre Freiheit ihre Wurzeln hat, die den Kindern Gottes zu eigen ist; jene Freiheit, die mit den Jahren erzogen und geformt werden muss, damit sie fähig wird, verantwortliche persönliche Entscheidungen zu treffen“.1

Taufe – eine Tür zu Gott

Durch die Taufe öffnet sich eine Tür, durch die das Licht Gottes in das Leben strahlt und das Leben des Kindes erleuchtet, ihm Sinn vermittelt und Halt gibt. Wenn wir wirklich glauben, „dass Christus die Wahrheit und das Leben ist, dann ist die Vorgabe Christi nicht nur die einzig mögliche, die ich ihm geben darf, gerechterweise, sondern ich bin verpflichtet, ihm mit dem Leben, dem biologischen, das wirkliche Leben zu geben“.2 Eltern, die sich für die Taufe ihres Kindes entscheiden, nehmen dem Kind nicht die Glaubensentscheidung ab, wohl aber öffnen sie ihm die Tür zum Glauben. Es gehört zu ihrer Verantwortung, diese Tür ein Leben lang offenzuhalten. Ob und wie das Kind durch sie in die Gemeinschaft der Gläubigen eintreten und den Glauben selber leben wird, muss sich zeigen, aber durch die Taufe unternehmen die Eltern einen wichtigen Schritt in diese Richtung und setzen diesen Weg schließlich dadurch fort, dass sie ihrem Kind den Glauben vorleben und es im Glauben erziehen.

Dieses Buch macht sich diese Perspektive zu eigen und versucht zu zeigen, dass in der Kindertaufe keineswegs Türen geschlossen, sondern geöffnet werden. Ausgehend vom Taufritus wird erklärt, worin das Geschenk der Taufe besteht und warum sie mindestens genauso wichtig für die Entwicklung des Kindes ist wie das Erlernen einer Sprache. Denn die Taufe ist vergleichbar mit einem verborgenen Schatz, den man nur dann schätzen wird, wenn dessen Wert bekannt ist.

Die alte Geschichte der Brüder Grimm vom „Hans im Glück“ kann behilflich sein, dies besser zu verstehen: Hans erhält als Lohn für sieben Jahre Arbeit einen kopfgroßen Goldklumpen, mit dem er sich auf den Heimweg macht, um ein neues Leben zu beginnen. Doch scheint ihm dessen Wert nicht bewusst zu sein, zumal ihm der Klumpen zu schwer wiegt. So tauscht er das Gold gegen ein Pferd, das Pferd gegen eine Kuh, die Kuh gegen ein Schwein usw., bis er einen Schleifstein in den Händen hält, den er schließlich im Brunnen versenkt. Unbeschwert geht er nun seinen Weg und freut sich des Lebens.

So ähnlich mag es heute vielen ergehen, wenn über den Glauben und die Sakramente der Kirche gesprochen wird, die von der Lebensrealität zu weit entfernt erscheinen. Der große Wert des in der Taufe übermittelten Geschenkes (Gnade) – vergleichbar mit einem großen Goldklumpen – wird nicht mehr verstanden, und der Glaube wird oft leichtfertig eingetauscht, ohne zu merken, wie sehr er das Leben bereichern könnte. Daher ist es wichtig, den Wert der Taufe zu verstehen, der ungleich höher ist als der Wert eines Goldklumpens. Es handelt sich um ein Geschenk Gottes, wodurch die Tür zum ewigen Leben geöffnet wird. Dieses Geschenk können wir nicht selber machen, sondern nur von Gott empfangen. Das wird im Hinblick auf die Kindertaufe bereits in der Heiligen Schrift deutlich.

Sakramente sind Heilsmittel

Die Kinder sind dem Herrn besonders wichtig, denn „Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 19,14). Daher legte der Herr den Kindern die Hände auf und segnete sie (vgl. Mk 10,13–16). Unter allen Segensformen ragen die Sakramente hervor, denn in ihnen handelt Gott selbst in sichtbaren Zeichen durch alle Zeiten hindurch. Es sind Heilsmittel, von Jesus Christus eingesetzte wirksame Zeichen, durch die unsichtbare Gnade empfangen wird.3 Dies wird in der Taufe besonders deutlich, denn es handelt sich um eine Neugeburt aus dem Wasser und dem Heiligen Geist (vgl. Joh 3,5). Mit dem äußeren Zeichen verbindet sich eine innere Gnade, durch die der Täufling zum Kind Gottes wird. Diese Gotteskindschaft ist für jeden, ob klein oder groß, ob alt oder jung, ob krank oder gesund, ein Segen, denn dadurch erhält sein Leben eine neue Perspektive und wird die Pforte zum ewigen Leben geöffnet.

In der frühen Kirche war die Praxis der Erwachsenentaufe verbreitet, aber schon in der Apostelgeschichte wird beschrieben, wie die Familie eines ganzen Hauses getauft wird (vgl. Apg 16,15), wobei „Haus“ die ganze Familie – also auch die Kinder – und die Hausangestellten bezeichnet. Auch ein Gefängniswächter ließ sich mit allen seinen Angehörigen taufen (vgl. Apg 16,33); und im ersten Korintherbrief wird die Taufe der Familie des Stephanas erwähnt (vgl. 1 Kor 1,16).4

Taufe – Geschenk der Gotteskindschaft

Wenn die Taufe die Pforte zur Gotteskindschaft auftut, dann wird verständlich, warum sie Kindern nicht vorenthalten werden darf. Niemand sollte – um bei dem Bild von „Hans im Glück“ zu bleiben – das Kind mit einem Schleifstein oder gar mit leeren Händen auf den Weg schicken, sondern wer dem Kind etwas Gutes tun will, sollte ihm den „Goldklumpen“ (das Geschenk der Gotteskindschaft) geben und es auf dem Weg begleiten, damit es dieses Geschenk weder verliert noch gegen Geringeres eintauscht, sondern dessen Wert erkennt und bewahrt für das ewige Leben. Papst Franziskus hat mit Nachdruck dazu aufgefordert, gerade Kindern die Taufe zu spenden: „Man muss diese Möglichkeit immer allen geben, allen Kindern […]. Vergesst nicht, die Kinder zu taufen! Niemand verdient die Taufe; sie ist immer ein unentgeltliches Geschenk für alle, Erwachsene und Neugeborene. Aber wie bei einem Samenkorn voller Leben schlägt dieses Geschenk Wurzeln und trägt Frucht in einem vom Glauben genährten Boden.“5

Das Taufgespräch

Die Feier der Taufe will gut vorbereitet sein. Dies gilt nicht in erster Linie für die äußere Ausgestaltung der Feier, sondern vor allem im Hinblick auf die innere Vorbereitung auf den Empfang des Sakraments. Dazu dient auch das Taufgespräch, zu dem dieses Buch eine Hinführung und Vertiefung sein will, um Sinn und Ziel der Taufe zu erschließen. Erst wenn die innere Vorbereitung gelingt, wird auch die äußere Ausgestaltung die richtige Richtung gewinnen, erst dann werden Eltern, Paten und die Gemeinde mit innerer Freude an der Feier teilnehmen, weil sie wissen, dass der Täufling von Gott her reich beschenkt wird.

Sich Zeit nehmen für das Wesentliche

Im Taufgespräch sind folglich die wesentlichen Glaubensinhalte zu thematisieren. Die anderen Dinge – wie Blumenschmuck, Liedauswahl etc. – können separat in einem abschließenden Teil besprochen werden. Inhalt des Taufgesprächs soll – wie das Wort schon sagt – das Sakrament der Taufe sein, um Eltern und Paten die Grundvollzüge des christlichen Lebens in Erinnerung zu rufen und sie auf die Aufgabe vorzubereiten, die nun auf sie zukommt.

Für ein Taufgespräch empfiehlt es sich, Zeit einzuplanen. Je nachdem, wie stark die Eltern im Glauben und im Leben der Pfarrgemeinde verwurzelt