Inhaltsverzeichnis

Zum Buch

 

Die Geschichte Ambergs hat einiges zu bieten: einst Pfand eines Bischofs und familiärer Zankapfel der Wittelsbacher – mal bayerisch, mal pfälzisch –, Augapfel Kaiser Ludwigs des Bayern und Hauptstadt der »heroberen Pfalz«, mittelalterliche Erzmetropole und abgehängtes Stiefkind der industriellen Revolution, Schauplatz einer spektakulären Hochzeit und Spielplatz großartiger Baumeister.

Johannes Laschinger, Leiter des Amberger Stadtarchivs, nimmt den Leser mit auf eine kurzweilige Reise durch die Geschichte Ambergs. Politik, Wirtschaft und Kultur werden von der ersten Erwähnung bis zur unmittelbaren Gegenwart vorgestellt – teils farbig illustriert und anschaulich geschrieben.

 

 

Zum Autor

 

Johannes Laschinger,
Dr. phil., geboren 1955, ist Leiter des Stadtarchivs Amberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Politik-, Rechts- und Kulturgeschichte Bayerns.

Johannes Laschinger

Amberg
Kleine Stadtgeschichte

VERLAG FRIEDRICH PUSTET

REGENSBURG

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

eISBN 978-3-7917-6052-0 (epub)

© 2015 by Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

eBook-Produktion: Friedrich Pustet, Regensburg

Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg

 

Diese Publikation ist auch als Printprodukt erhältlich:

ISBN 978-3-7917-2652-6

 

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Informationen und Bestellungen unter verlag@pustet.de

Vorwort

Amberg, die einstige Hauptstadt der Oberpfalz, entstand als Siedlung von Handel treibenden Kaufleuten. Im Hochmittelalter war die Stadt ein wichtiger Brückenkopf des Hochstifts Bamberg. Ihr Aufstieg begann mit der Förderung durch Herzog, König und Kaiser Ludwig den Bayern. Entscheidend für ihre weitere Entwicklung war aber der Umstand, dass Amberg zur Regierungs- und Residenzstadt der Pfälzischen Wittelsbacher in ihrem Territorium der »heroberen Pfalz in Bayern«, der nachmaligen Oberpfalz, wurde. Dies schlug sich bis heute sichtbar in einer ganzen Reihe von landesherrlichen Bauten nieder: »Eichenforst« und »Klösterl«, aber auch die Regierungskanzlei prägen das Erscheinungsbild Ambergs ebenso unnachahmlich wie die von der Bürgerschaft errichtete Stadt, ihre Befestigung oder das Rathaus. Prägenden Anteil am Erscheinungsbild haben aber auch die Kirchen, allen voran die Hallenkirche St. Martin mit ihrem die Stadt weit überragenden Turm, aber auch St. Georg und die Wallfahrtskirche auf dem Mariahilfberg.

Die wirtschaftliche Basis der aufstrebenden Stadt bildete seit dem Spätmittelalter die Förderung von Eisenerzen auf dem Erzberg sowie deren Verhüttung in Schienhämmern außerhalb der Stadt. Hinzu kam der Handel mit Eisenprodukten, überwiegend mittels der Vilsschifffahrt. Freilich erlebte die Bürgerschaft der Stadt nicht nur Höhen; sie hatte ebenso unter Kriegen, Nöten und Epidemien zu leiden.

Das Verhältnis zwischen der Stadt und ihrem Landesherrn war grundsätzlich nicht schlecht. Zu Auseinandersetzungen kam es allerdings im konfessionellen Zeitalter. Dabei ging es allerdings nicht nur um Fragen des Glaubens: Es trafen auch das große Selbstbewusstsein der Stadt und das frühabsolutistische Herrschaftsverständnis des Fürsten aufeinander. Die konfessionellen Spannungen endeten, als Amberg bayerisch und katholisch wurde.

Eine Zäsur für die Stadt bedeutete freilich der Verlust der Regierung an Regensburg. Im Zeitalter der Industrialisierung trug die Emaillefabrik der Gebrüder Baumann den Namen Ambergs in die Welt hinaus. Im Zweiten Weltkrieg blieb die historische Altstadt von Zerstörungen verschont, und nach dem weitgehenden Abschluss der Altstadtsanierung ist heute die Schönheit und Bedeutung der alten Metropole der Oberpfalz für jeden wieder sichtbar.

Die reiche und vielfältige Geschichte Ambergs ist nun zum Buch geworden. Wenngleich der vorgegebene Umfang hierbei zur Beschränkung auf das Wesentliche zwingt, soll der Leser die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Stadt und ihrer Bewohner nachvollziehen können; dabei wurden auch wichtige kulturelle Aspekte nicht ausgespart.

Wer sich nur ganz kurz über Ambergs Geschichte informieren möchte, sei auf die Zeittafel verwiesen, wer das eine oder andere vertiefen möchte, auf die Literaturhinweise sowie auf die Auflistung verschiedener relevanter Internetseiten.

Ambergs Vor- und Frühgeschichte

Ambergs Vor- und Frühgeschichte liegt weitgehend im Dunkeln und wird nur gelegentlich durch einzelne Funde erhellt. Die Beschäftigung mit ihr ist untrennbar mit dem Namen Anton Dollackers verbunden, der sich nach seiner frühzeitigen Pensionierung der Erforschung der Amberger Geschichte widmete. Sein Interesse galt dabei nicht nur der schriftlichen Überlieferung in den örtlichen Archiven, sondern ebenso archäologischen Funden. Dabei brachte er bis 1915 so viele einzelne Fundstücke zusammen, dass sich ihre Bearbeitung durch Dr. Paul Reinecke, seit 1908 Hauptkonservator am Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns, lohnte. Anschließend kamen sie in eine kleine vor- und frühgeschichtliche Abteilung des Museums.

Neben einer Reihe von Einzelfunden stehen zwei im Mittelpunkt des Interesses. So stieß man 1905 in der Herrnstraße auf ein Hügelgrab, das jedoch aufgrund seiner Lage nicht zur Gänze frei gelegt werden konnte. Die von Dollacker initiierte »Ortsgeschichtliche Forschungskommission« musste sich auf eine Notgrabung beschränken, aus der hervorging, dass der Deckel der Begräbnisstätte einen Durchmesser von 4 m hatte. Entdeckt wurden die Fragmente von zwei Skeletten sowie weitgehend zerstörte Grabbeigaben. »Alle diese Funde stammen nach dem Gutachten von Dr. Reinecke aus der jüngeren Hallstattzeit und zwar anscheinend aus der Zeitstufe der eisernen Schwerter, sodaß also schon um 800 v. Chr. herum nächst der Herrnstraße eine Ansiedlung – das älteste uns bisher bekannte Amberg – gewesen sein muß« (Anton Dollacker).

Schon einen Tag später wurden ein weiteres Hügelgrab angegraben und ein Reihengräberfeld entdeckt. Da bei Letzterem, abgesehen von zwei Ohrringen, die zudem bei ihrer Bergung zerfielen, keine Grabbeigaben entdeckt werden konnten, handelte es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hier bereits um einen christlichen Friedhof.

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Abb. 1: Der im Hinterhof einer Brandstatt in der Oberen Nabburger Straße 3 freigelegte Rennofen

Spätere archäologische Grabungen erbrachten keine vor- und frühgeschichtlichen Funde mehr. Erwähnt seien die beiden Stadtkerngrabungen des Jahres 1984, bei deren ersterer zunächst im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Eichenforstplatzes zwei größere Flächen untersucht werden konnten. Dabei traten unter Eisenschlacken von Verhüttungsöfen aus hochmittelalterlicher Zeit Reste von rechteckigen Holzgebäuden zu Tage. Ihre Errichtung fällt nach der dendrochronologischen Untersuchung der verwendeten Bauhölzer, die sich im feuchten Boden gut erhalten haben, in die Jahre 1020/21. Darüber hinaus traf man in einem der Hauskomplexe auf einen mit Steinen ausgekleideten Latrinenschacht, »aus dessen Füllung ca. siebzig weitgehend erhaltene Keramikfüllungen sowie Scherben von Glasbechern und mehreren Flaschen geborgen wurden« (Robert Koch). Das Material stammt aus der Zeit um 1500.

Bei der zweiten Grabung wurde im Innenhof des Rathauses ein weiterer spätmittelalterlicher Abfallschacht freigelegt, der neben einer Menge von Früchten, Samen und Abfällen von Knochen Verschnitt- und Blechreste enthielt, die von den im Erdgeschoss des Rathauses tätigen Handwerkern stammen dürften.

In den Kontext »Eisenverarbeitung« gehören die Funde von Eisenschlacken, Tondüsen sowie Keramik bei einer Grabung am Frauenplatz 1986. Sensationeller war die Entdeckung des ersten Verhüttungsofens im Stadtgebiet, der 2013 in der Oberen Nabburger Straße 3 im Hinterhof einer Brandstatt freigelegt wurde und laut entsprechender Befundung in »das fortgeschrittene 13. Jahrhundert« (Mathias Hensch) zu datieren ist. Damit gehört der Rennofen, der bei seinem Bau außerhalb der Stadt lag und erst mit der Stadterweiterung von 1326 zu dieser kam, zu den ganz späten Vertretern der Rennofentechnologie. Er enthielt »starke Holzkohleschichten, Eisenerz und hochmittelalterliche Keramik« (Mathias Hensch).

In der Nähe des Rennofens wurde ein geschliffenes Steinbeil aus der Jungsteinzeit gefunden, woraus zu schließen ist, dass der Bereich an der Vils beim heutigen Amberg schon vor etwa 5500 Jahren »von Menschen aufgesucht wurde« (Mathias Hensch).

Vom bambergischen Dorf zur bayerischen Stadt: Amberg im Hochmittelalter

1034: Erstnennung Ammenbergs

Als Kaiser Konrad II. in Regensburg am 22. April 1034 Eberhard, dem ersten Bischof des 1007 begründeten Bistums Bamberg, in einer villa quae dicitur Ammenberg, einem Dorf, das Ammenberg genannt wurde, eine ganze Reihe von Rechten verlieh, konnte keiner der Beteiligten ahnen, dass mit der Beurkundung die – wenn man so möchte – »Geburtsurkunde« für die spätere Stadt Amberg ausgestellt worden war. Da frühere urkundliche Belege fehlen, überliefert dieses Privileg die erste schriftliche Nennung Ambergs, das dabei als im Nordgau und in der Grafschaft eines Grafen Otto gelegen bezeichnet wird. Der Ortsname Ammenberg leitet sich von der Burg eines Ammo ab, die sich auf der Anhöhe des heute als Mariahilfberg bezeichneten Hügels befand. »Der ursprünglich in Hochlage positionierte Befestigungspunkt muss aber schon vor der Jahrtausendwende in die Flussebene der Vils verlegt worden sein« (Alois Schmid).

Zu den mit der Urkunde übertragenen Herrschaftsrechten gehören Bann, Markt, Zoll, Fährgerechtsame, Mühlen, stehende und fließende Gewässer, Fischerei- und Jagdrecht sowie alles, was sonst noch an kaiserlichen und herzoglichen Rechten in Amberg bestand. Von großer Bedeutung für die zukünftige Entwicklung ist die Festschreibung des Diploms, die es dem Bamberger Bischof gestattete, für seinen Ort Rechte zu erlassen (leges facere) und hier auf jegliche Art seinen Nutzen zu mehren.

Angesichts der umfassenden Verleihung mutet es merkwürdig an, dass der Kaiser dem Bischof, zu dessen Hochstift Ammenberg gehörte, keine grundherrlichen Rechte verlieh. Daraus lässt sich eigentlich nur der Schluss ziehen, dass der Bamberger diese bereits besaß.

Freilich wurde die »Geburtsurkunde« nicht unmittelbar nach der Entstehung der Siedlung ausgefertigt. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass Ammenberg wesentlich älter ist. Als Indiz dafür wurde häufig die Existenz eines dem hl. Martin geweihten Heiligtums innerhalb des Ortes angeführt. Das Vorhandensein eines Martinspatroziniums deutet vielfach auf den Bau einer Kirche in karolingischer Zeit hin. Dies legt nahe, dass es sich bei dem Diplom von 1034 um ein zufällig erhaltenes Dokument handelt, dem möglicherweise schon frühere, nicht erhaltene Beurkundungen vorangegangen waren.

Ambergs Pfarrkirche: St. Georg

Auf die Frage nach den grundherrlichen Rechten des Bamberger Bischofs in Amberg scheint im Zusammenhang mit der ersten Nennung einer Amberger Pfarrkirche im Jahr 1094 ein wenig Licht zu fallen. In diesem Jahr kam der Kleriker und Chronist Cosmas von Prag in einen Ort namens Amberk. In seiner »Chronica Boemorum«, der »Chronik der Böhmen«, berichtet Cosmas, dass seine kleine Reisegruppe die außerhalb des Dorfes gelegene, sehr geräumige Pfarrkirche nicht betreten konnte, um die Messe zu lesen, weil deren Boden mit Todesopfern einer Seuche bedeckt war. Die von Cosmas genannte Kirche ist mit gutem Grund mit der St. Georgskirche zu identifizieren. Ihre Lage außerhalb des Ortes deutet darauf hin, dass sie der Bamberger Bischof dort aufgeführt hatte, wo er Herr über den Grund und Boden war. Damit ist im Falle Ambergs mit Sicherheit von (mindestens) zwei verschiedenen Grundherrschaften auszugehen.

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Abb. 2: Urkunde Kaiser Konrads II. vom 24. April 1034 mit der ersten Nennung Ambergs, einer »villa, quae dicitur Ammenberg«

Aufschlüsse zur Geschichte der St. Georgskirche und ihrer Vorgängerbauten gaben 1977 im Inneren der Kirche durchgeführte archäologische Grabungen. Sie belegen Umbauten und Erweiterungen des Sakralbaus. Zur Zeit des Cosmas von Prag dürfte sich der Bau als Saalkirche mit einer eingezogenen Apsis präsentiert haben. Die geräumige Pfarrkirche des Chronisten wies eine Länge von immerhin 20 m und eine Breite von 8,40 m auf.

Dass nicht immer die Kirche der Siedlung folgen muss, zeigt das Amberger Beispiel St. Georg. Im Zusammenhang mit der Inkorporation der Kirche in das Stift St. Jakob in Bamberg 1109 schenkte der später heiliggesprochene Bischof Otto I. von Bamberg dem Stift nicht nur die (Pfarr-)Kirche mit dem dazugehörigen Pfarrhof (Widdum), sondern darüber hinaus den Zehnt, Zinsen und Mühlen sowie 52 genutzte und ungenutzte Baugrundstücke. Dies ist ein deutliches Indiz dafür, dass im Schatten der Kirche im Westen der späteren Stadt eine bambergische Siedlung entstanden war.

Die Schenkung bedeutete nicht nur eine Mehrung der Einkünfte des Stifts St. Jakob, sondern machte es zum Patronatsherrn der Amberger Kirche. Damit lag das Präsentationsrecht auf die Pfarrei Amberg beim dortigen Stiftspropst, der in dessen Ausübung dem Regensburger Bischof einen Kandidaten für die Besetzung der Pfarrei vorschlagen konnte. Das Präsentationsrecht sollte das Stift bis zu seiner Säkularisation 1803 ausüben; danach ging es an den bayerischen Kurfürsten bzw. seit 1806 König über.

Möglicherweise gab die Schenkung von 1109 den Anstoß für bauliche Veränderungen der Kirche; so wurde zu Beginn des 12. Jhs. im Nordosten des Langhauses ein Turm angebaut. Daraufhin wurde der Saalbau mit einem Rechteckchor versehen und beträchtlich erweitert. Das Aussehen des zweiten Baus der romanischen Kirche vor der Zerstörung durch Brand zeigt das älteste Amberger Stadtsiegel. Der Neubau der gotischen Basilika begann 1359, wie aus der Bauinschrift hervorgeht.

1999 wurde im Pfarrgarten der gepflasterte Karner wiederentdeckt, auf den man bereits 1862 beim Bau des Sommerbierkellers der Malteserbrauerei gestoßen war. Der Karner war, wie aus dem Bautagebuch zu schließen, im Zusammenhang mit dem geplanten Kollegbau der Jesuiten am 4. Januar 1631 abgebrochen worden. Der Fund von 1862 war aber vollkommen in Vergessenheit geraten. Bei seiner Neuentdeckung befand sich der Karner hinter dem genannten Bierkeller unter einer meterhohen Aufschüttung an der Stadtmauer. Diese war in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges als Bastion angelegt worden, obwohl zu dem Zeitpunkt bereits Vorwerke vor der Mauer existierten. Der Karner misst ca. 15 x 7,2 m und hat eine Höhe von etwa 3,5 m. Bei ihrer ersten Auffindung 1862 war die Ulrichskapelle, wie der Karner nach der darauf gestifteten Messe genannt wurde, zu einem Drittel mit Todtengebeinen angefüllt.

Der befestigte Markt der Amberger Kaufleute

Aus den Bischof Eberhard I. gewährten Rechten kann gefolgert werden, dass der als Siedlung Handel treibender Kaufleute entstandene Ort am linken Ufer der Vils 1034 schon recht weit entwickelt war. Auf Bitten des Bamberger Bischofs Eberhards II. erfuhren die Amberger (Fern-)Händler im 12. Jh. durch zwei bedeutende Zollprivilegien weitere Förderung: Am 13. März 1163 verlieh Kaiser Friedrich I. den Kaufleuten von Bamberg und Amberg die gleichen Rechte im Reich wie sie die Nürnberger bereits hatten; drei Jahre später, 1166 – die Urkunde ist nicht exakt datiert –, gewährte Bischof Rupert von Passau den Amberger Bürgern bei ihren Handelsfahrten auf der Donau die Freiheiten der Regensburger. Schon zwei Jahrzehnte früher sind zwei Einträge im Ensdorfer Traditionsbuch zu datieren, in denen der Ort als oppidum Amberch bzw. als forense oppidum Amberch, als befestigter Markt bezeichnet wird. Sie fallen in die Jahre 1139 bis 1146, die Regierungszeit des Bamberger Bischofs Egilbert.

Zwei Stellen im »Codex Falkensteinensis«, Besitz- und Rechtsaufzeichnungen der Grafen von Falkenstein, belegen, dass neben dem Bamberger Bischof der bayerische Herzog in Amberg präsent war. So nahm Otto I., der erste bayerische Herzog aus dem Haus Wittelsbach, 1182 zwei Rechtshandlungen in Amberg vor, nach deren Abschluss er aufbrach, um sich zu Kaiser Friedrich I. nach Mainz zu begeben. Eine erfolgte im monasterio Ammenperch dextro choro; oder wie Aventin übersetzend schreibt: daz gischah zi Amninberc in dem chori. »Ob es sich bei diesem Kloster um ein kleines Stift handelte, das bei St. Martin, St. Georg oder bei der späteren Spitalkirche angesiedelt war, muß offenbleiben« (Heinrich Wanderwitz). Wenig später saß der Herzog in orreo suo Ammenperch zu Gericht. Unklar ist, wo sich das [h]orreum, ein magazinartiger Bau, befand.

An Letzteres kann die Frage angeschlossen werden, die im Zusammenhang mit der Spitalgründung König Ludwigs des Bayern immer wieder thematisiert wurde: ob sich außerhalb der ummauerten Stadt ein Königshof befand, zu dem eine Kapelle gehörte, die in der späteren Spitalkirche aufgehen sollte. 1311 wird deutlich, dass die kleine Kirche dem hl. Johannes dem Täufer geweiht war; nach ihrer Umwidmung kam ein Petrus-Patrozinium hinzu.

 

BIOGRAFIE

 

Markgraf Berthold IV. von Hohenburg

Der um 1215 geborene Markgraf wird sich wenig um seine civitas Amberg gekümmert haben, waren doch seine Kräfte in Italien gebunden, wo er zunächst ein entschiedener und mächtiger Parteigänger der Staufer war. Nach dem Tod König Konrads IV. wechselte er die Seiten, wurde zum Tode verurteilt, begnadigt und 1256 oder 1257 im Kerker ermordet.

Sehr wahrscheinlich ist er mit dem Hohenburger Markgrafen, der als Verfasser von Minneliedern Bekanntheit erlangte, identisch. Die Dichtkunst brachte ihm sogar einen Eintrag mit entsprechender Abbildung in der berühmten »Großen Heidelberger Liederhandschrift« (Codex Manesse) ein und unterstreicht ebenso wie seine Beziehungen zu dem jüdischen Gelehrten Moses ben Salomon von Salerno, »daß er zu jenen Persönlichkeiten gehörte, die über die politische und militärische Tätigkeit hinaus das reiche Kulturleben am Hofe Friedrichs II. mitgetragen haben« (Hans Martin Schaller).

 

Die Stadtwerdung

Im Zusammenhang mit der Frage nach der Stadtwerdung lässt ein Beleg von 1242 aufhorchen. In diesem Jahr ging die civitas, also die Stadt Amberg, die der Bamberger Bischof Poppo dem Hohenburger Markgrafen Berthold IV. für die ungeheure Summe von 100 Pfund Pfennigen in Nürnberg zu Pfand gesetzt hatte, an Berthold über und wurde somit »Hohenburgisch«.

Interessant ist an der Urkunde von 1242 auch der Umstand, dass Amberg zu dem Zeitpunkt immer noch unmittelbar mit dem Bamberger Hochstift verbunden war und nicht den üblichen Erbgang nach dem Aussterben der Sulzbacher Grafen als den bambergischen Hochstiftsvögten 1188 über die Staufer an die Wittelsbacher genommen hatte.

Die civitas-Nennung ist aber nicht unproblematisch. Es ist zwar mit Sicherheit anzunehmen, dass zum Zeitpunkt des Herrschaftsübergangs an die Hohenburger bereits praeurbane Strukturen existierten. Dafür, dass der Ort aber noch nicht Stadt mit allen Rechten einer solchen war, spricht nicht zuletzt die Belehnung des bayerischen Herzogs Ludwigs II. des Strengen von 1269 nach dem Aussterben der Hohenburger im Mannesstamm mit dem oppidum, dem Markt Amberg.

Sicher ist aber, dass Amberg unter seinem ersten Wittelsbacher Herrn endgültig zur Stadt wurde. Das lässt sich nicht nur aus der Stadtrechtsverleihung seines Sohnes, Pfalzgraf Rudolfs I., von 1294, dem so genannten »Rudolfinum«, nachweisen, mit der dieser das heute nicht mehr erhaltene Privileg seines Vaters konfirmierte. Der umfangreiche Text der Urkunde behandelt Totschlag, Notwehr, verschiedene Formen der Körperverletzung, wie lem oder das Schlagen von der fliezenden wunden und deren Ahndung durch das Stadtgericht, Freizügigkeit, Testierfreiheit, das Verbot heimlicher Ehen und der Wiederverheiratung ohne Zustimmung der Verwandtschaft, Geleitrecht, die Verpflichtung aller, auch des Adels, zur Entrichtung der Stadtsteuer, die Stellung der Juden und schließlich die Festschreibung der Ratsverfassung. Ein eindeutiges Indiz für die Stadtwerdung ist die Verwendung eines Siegels durch die Amberger communitas civium, die Bürgergemeinschaft, in der Regierungszeit Ludwigs II.

In die Zeit Herzog Ludwigs fallen die Anfänge der Münzprägung in Amberg; so lässt sich für 1271/72 eine Pfennigprägung nachweisen, die 1274 aber wieder eingestellt wurde. Die Münzstätte befand sich apud Amberch, also vor oder bei Amberg. Richtig in Schwung kam die Münze aber erst, nachdem Kurfürst Ruprecht I. dem Fritz Alhart, der finanziell in der Lage war, das dafür benötigte Silber zu besorgen, das kurz zuvor erworbene Hallermünzregal verpachtete.

Amberg und Ludwig IV. der Bayer

Der größte Förderer der Stadt war Ludwig der Bayer, der bereits 1310 das von seinem Bruder Rudolf 1294 ausgestellte Privileg sicherlich auf den Wunsch der Stadt bestätigte. 1317 errichtete der König die heute noch bestehende Amberger Spitalstiftung ze der lenchen hant vor dem damaligen Nabburger Tor zur Ehre Gottes sowie zum eigenen Seelenheil und dem seiner Vorfahren. Es diente armen laeuten ze trost und den Bürgern von Amberg, die wir liep vor anderen unserer laeuten haben.

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Abb. 3: Das älteste Stadtsiegel Ambergs zeigt den Heiligen Georg vor der ihm in Amberg geweihten Kirche. Vorliegender Siegelabdruck hängt an einer Urkunde vom 28. Juni 1317

 

HINTERGRUND

 

Das älteste Stadtsiegel

Das älteste, mit einem Durchmesser von 82 mm relativ große Stadtsiegel Ambergs zeigt die Figur des hl. Georg mit Fahne und Schwert vor dem Portal des romanischen Baus der ihm in Amberg gewidmeten Kirche. Damit überliefert es eine Ansicht des letzten Vorgängerbaus der Georgskirche und stellt gleichzeitig eine Verbindung zur Bamberger Kirche her, deren Dom sowohl dem hl. Petrus wie dem hl. Georg geweiht ist.

Die erhaltenen Teile der Umschrift auf dem ältesten bekannten Abdruck des Siegels, das an einer nicht datierten, um 1270/80 geschriebenen Urkunde hängt, die im Archiv des Katharinenspitals Regensburg verwahrt wird, lauten: S[IGILLVM] VNIVE[RS]ITA-[TI]S CIVIVM DE AMBE[RCH], Siegel der Gemeinschaft der Amberger Bürger.

 

Ludwig weilte nicht nur wiederholt innerhalb der Stadtmauern – er beging als Herzog ebenso wie als König hier mehrfach das Weihnachtsfest –, sondern trug wesentlich zu deren Erweiterung bei. 1326 überließ er der Stadt für zehn Jahre die an ihn zu entrichtende Stadtsteuer sowie den Zoll vom Erzberg zum stat paw. Dessen Ziel war die Aufnahme der beiden zwischenzeitlich entstandenen Vorstädte bei St. Georg und beim Spital in die Stadtmauer sowie die Erweiterung der Stadt, deren bisher ummauerter Bereich bereits weitgehend überbaut war. Durch die Stadterweiterung bekam Amberg seine bis heute unverwechselbare »Ei-Form«.

Weitere Privilegien, die Ludwig der Stadt und ihren Bürgern gewährte, verpflichteten alle Amberger Hausbesitzer ohne Rücksicht auf ihren Stand zur Teilnahme an der Stadtsteuer, fixierten sie, schrieben das Amberger Hochgericht bei der Eichenstauden fest und entbanden die Stadt von der Atzungspflicht gegenüber dem Landesherrn, der in der Regel mit großem Tross unterwegs war. Einen Vorsprung im Bereich der Energie bei der Verhüttung der Eisenerze in den Schienhämmern bedeutete ein Privileg, das die Ausfuhr von Holz aus den Wäldern im Umkreis der Stadt zur Gewinnung von Holzkohle verbot. Weitere Privilegien zielten auf die Zollfreiheit der Amberger Kaufleute ab.

Die Förderung Ambergs durch Ludwig ist ein hervorragendes Beispiel für die Städtepolitik des Königs. Trotzdem übergab er im Hausvertrag von Pavia 1329, der die Wittelsbachischen Kernlande – das Herzogtum Bayern und die Pfalzgrafschaft bei Rhein – teilte, Amberg zusammen mit Nabburg, Neustadt a. d. Waldnaab, Neumarkt, Eschenbach, Auerbach, Oberviechtach, Weiden, Vohenstrauß, Neunburg vorm Wald sowie weiteren Orten und Burgen aus dem Viztumamt Burglengenfeld an die Söhne seines Bruders Rudolf.

Die kurpfälzische Stadt: Amberg von 1329 bis 1621

Entwicklung der städtischen Selbstverwaltung

Kontinuierlich arbeitete die Stadt nach dem Herrschaftsübergang am weiteren Ausbau der unter Ludwig dem Bayern 1326 begonnenen Stadtbefestigung und des innerstädtischen Rechts, der Grundlage städtischer Selbstverwaltung, weiter. Das Amberger Stadtrecht entwickelte sich durch die Ausübung des Satzungsrechts des Rats auf der Basis landesherrlichen Privilegienrechts. Einen ersten Niederschlag fand es in einer Sammelhandschrift aus dem letzten Drittel des 14. Jhs.

Bürger und Bürgerrecht

Beim Kauf des Bürgerrechts waren zunächst drei Gulden in Gold und 18 Pfennige zu entrichten. Danach hatte der Neubürger mit seinem Eid zu beschwören, dass er nyeman aigen sey, also nicht der Leibeigenschaft unterlag, und sich zu verpflichten, sein Recht vom Amberger Stadtgericht zu nehmen sowie binnen vier Wochen aigen rauch, eigenen Hausstand, zu haben. Ferner musste er zwei ehrbare Bürger als Bürgen dafür aufbieten, dass er sein Bürgerrecht nicht innerhalb der nächsten drei Jahre aufgeben wolle.

Zu seinen Pflichten gehörte es, mit der Stadt zu steuern, sprich: seinen Anteil an der Stadtsteuer, die als Mai- und Herbststeuer zu bezahlen war, zu entrichten, und mit den Bürgern zu wachten