Zum Buch

 

Pilsen/Plzeň, die zweitgrößte Stadt Böhmens, ist heute vor allem als Standort einer der bedeutendsten Brauereien der Welt sowie der Škoda-Werke bekannt. Doch die Geschichte der einstigen Königsstadt hat viel mehr zu bieten: verzweigte Handelsbeziehungen, ein reges Wirtschafts- und Kulturleben und eine spezifische Haltung, die in dem Ehrentitel ›catholica et semper fidelissima‹ – katholisch und immer äußerst treu – zum Ausdruck kam. Aus dem Widerstand gegen die Hussiten und der Treue zum Landesherrn resultierte eine Sonderstellung innerhalb Böhmens, ungeachtet derer Pilsen zu einem Zentrum der tschechischen nationalen Wiedergeburt geworden ist. Auch gilt es seit seiner Gründung als eine Art Resonanzkörper des Verhältnisses von Tschechen und Deutschen.

Tobias Weger liefert einen gut lesbaren Überblick zur Geschichte der Europäischen Kulturhauptstadt von den Anfängen bis zur Gegenwart und stellt Projekte des Kulturhauptstadtjahres 2015 vor.

 

 

Zum Autor

 

Tobias Weger, Dr. phil., geboren 1968, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa.

Tobias Weger

Pilsen/Plzeň
Kleine Stadtgeschichte

VERLAG FRIEDRICH PUSTET

REGENSBURG

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

eISBN 978-3-7917-6055-1 (epub)

© 2015 by Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

eBook-Produktion: Friedrich Pustet, Regensburg

Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg

 

Diese Publikation ist auch als Printprodukt erhältlich:

ISBN 978-3-7917-2656-4

 

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Mehr als Bier und Industrie

Pilsner Urquell und Škoda – weltweit assoziieren Menschen den Namen der tschechischen Stadt Pilsen/Plzeň insbesondere mit diesen beiden Firmenmarken. Bier und Industrie erhalten natürlich auch in dieser Kleinen Stadtgeschichte ihren angemessenen Platz. Sie sind allerdings nur im Kontext einer über tausend Jahre zurückreichenden Stadtgeschichte begreifbar. Bei deren Darstellung musste aus Platzgründen freilich eine Auswahl historischer Strukturen und Ereignisse getroffen werden, damit die vorliegende Veröffentlichung ein handliches Format behalten konnte.

Wer sich mit der Geschichte Böhmens befasst, dem fällt auf, dass Pilsen in der Historiografie des Landes häufig gegenüber Prag, aber auch anderen Städten in den Hintergrund tritt, obwohl es bereits in älteren Landesbeschreibungen als »eine der angesehensten Städte Böhmens« tituliert wurde, wie etwa in Johann Müllers Geographie von Böhmen aus dem Jahre 1851. »Von weitem zieren es große Gebäude«, schrieb 1834 über seine Stadt der Pilsner Bürgermeister Martin Kopecký, der weiter ausführte: »Planmäßig hat es die Vorwelt angelegt: in reguläre Quadrate theilten es die Urväter ein; angenehm ist dem Auge die symmetrische Harmonie in dem Laufe der Gassen, und willkommen ist dem Fußgänger wie dem Fahrenden die seltene Breite derselben, von welchen die meisten schon dermal im Grün enden, und im kurzen alle zu Promenaden führen werden. Schön ist Pilsens großer Marktplatz und bequem wegen seiner Nähe und Ebene der Spaziergang, entfernt wird jedes Hindernis, abgetragen werden ganze Gebäude, um die Stadt in einen Baum-Gesträuch- und Blumenkranze zu sehen, der nebst den Flüssen die Stadt von den Vorstädten trennen soll. (…)«

Doch mit dieser romantischen Vision ist noch nicht das wirklich Besondere oder »Typische« an Pilsen hervorgehoben. Worin aber bestand es? Für die frühe Geschichte ist sicherlich das mehrheitliche Festhalten der Pilsner an ihrer katholischen Konfession und die in mehreren Fällen unverbrüchliche Loyalität gegenüber dem Landesherrn im Kontext der Böhmischen Länder ein Alleinstellungsmerkmal. Ausgeprägten Sinn für Handel und Gewerbe sowie einen gewissen Pragmatismus legten hingegen auch die Einwohner anderer Orte an den Tag. Besonders für Pilsen aber war wiederum im 19. Jahrhundert das Ausmaß der Industrialisierung, die eine geradezu explosionsartige Stadtentwicklung zur Folge hatte – mit tiefgreifenden gesellschaftlichen, städtebaulichen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Im Unterschied zu anderen Industriemetropolen sind dabei allerdings die Spuren der älteren Geschichte nicht überlagert worden, sondern bilden nach wie vor den urbanen Kern Pilsens, um den herum sich industriell, gutbürgerlich, ja selbst dörflich strukturierte Vorstädte lagern.

Die lange Unterbelichtung der Pilsner Stadtgeschichte im Zusammenhang der böhmischen und mitteleuropäischen Geschichte lässt sich mit diesen Besonderheiten aber nur bedingt erklären. Die Frage, weshalb Pilsen in der Darstellung dieser Geschichte im Vergleich zu anderen, zum Teil viel kleineren Städten häufig ein Schattendasein geführt hat, kann an dieser Stelle nicht befriedigend beantwortet werden. Eines aber steht fest: Diese Vernachlässigung tut der Stadt, ihrer Vergangenheit und ihren Menschen unrecht: Pilsen ist es wert, stärker wahrgenommen zu werden – es ist viel mehr als lediglich eine Etappe auf dem Weg von Bayern nach Prag. Die Europäische Kulturhauptstadt 2015 bietet Gelegenheit dazu, das aktuelle Kulturschaffen, aber auch die vielschichtige Vergangenheit der Stadt zu erkunden und in ein breiteres Bewusstsein zu rücken. Die vorliegende Kleine Stadtgeschichte liefert zu beiden Aspekten – zur Geschichte und zum Kulturhauptstadtjahr – eine Einführung in einem handlichen Format.

Eine Höhensiedlung wandert ins Tal

Natürliche Gegebenheiten

Pilsen befindet sich etwa 80 Kilometer südwestlich der tschechischen Hauptstadt Prag, inmitten des so genannten Pilsner Beckens, das von Höhenzügen eingerahmt wird. In dieser Region vereinen sich vier Flüsse: 1. die Mies/Mže (Länge: 106 km), deren Quelle im Griesbacher Wald auf bayerischem Gebiet liegt, 2. die Radbusa/Radbuza (Länge: 112 km), die im Böhmischen Wald entspringt, 3. die Úhlava (Länge: 108 km), die bei Böhmisch Eisenstein im Böhmerwald ihre Quelle hat und im südlichen Stadtgebiet Pilsens in die Radbuza mündet, sowie 4. die Úslava (Länge: 94 km), die im Blattener Hochland im südwestlichen Böhmen austritt. Ab dem Zusammenfluss von Mies und Radbuza wird der weitere Flussverlauf seit dem 17. Jahrhundert Berounka genannt. Sie mündet südlich von Prag bei Zbraslav in die Moldau.

Das Stadtzentrum Pilsens liegt auf etwa 310 Metern über dem Meeresspiegel, doch weist das heutige Stadtgebiet mit 293 Metern am Ufer der Berounka und bis hin zu 452 Metern bei der Burgruine Radyně erhebliche Höhenunterschiede auf. Das Pilsner Becken ist mit Rohstoffen gesegnet: Neben Silber- und Kaolinvorkommen sowie den als Schmucksteinen beliebten Granaten, rötlichen Silikatkristallen, waren früher insbesondere die reichen Kohleflöze der Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Diese Region wurde vom Menschen seit der Altsteinzeit – seit etwa 9000 v. Chr. – besiedelt, vor allem die fruchtbaren Gegenden entlang der Flussläufe. Funde aus der Bronzezeit und aus der Eisenzeit deuten auf eine rege prähistorische Aktivität im Bereich der späteren Großstadt hin. Auf die Kelten folgten germanische Stämme und nach der Völkerwanderung schließlich im 7./8. Jahrhundert Slawen, die von Osten eingewandert waren. Bereits vor der Christianisierung und der Errichtung des Herzogtums Böhmen legten sie im Pilsner Becken feste Siedlungen an.

Alt-Pilsen – eine mittelalterliche Burgsiedlung

Am Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen entstand im 9./10. Jahrhundert auf dem von der Úslava umflossenen Hügel Hůrka eine Höhenburg und in deren Schutz eine darunter gelegene Stadt. Die Verkehrsverbindungen führten im Osten über Rokycany und Beroun nach Prag und weiter nach Mähren, Schlesien und Kleinpolen, im Südwesten über Bischofteinitz und Taus nach Regensburg und im Norden in Richtung Erzgebirge und nach Sachsen. Später kam noch eine westliche Route über Pfraumberg und Tachau nach Nürnberg hinzu.

Die Burganlage dürfte der Herrschaftsausübung und der Sicherung des westlichen Landesteils Böhmens zur Zeit der frühen Přemysliden-Herzöge gedient haben. Zwar liegen reichhaltige archäologische Befunde vor, die seit 1891 in mehreren Grabungsphasen zutage gefördert worden sind. Die schriftlichen Zeugnisse zu diesem Ort beschränken sich jedoch auf wenige Quellen: Der Chronist Thietmar von Merseburg bringt dieses erste Pilsen mit einem Sieg des tschechischen Herzogs Boleslav II. über ein bayerisches Heer im Jahre 976 in Verbindung (»iuxta Pilisini urbem«), das in den Diensten Kaiser Ottos II. stand. Die Legende des heiligen Bischofs Adalbert berichtet des Weiteren davon, dass jener bei seiner Rückkehr aus Rom im Jahre 992 darüber verwundert gewesen sei, dass in Pilsen am Sonntag, dem Tag des Herrn, ein Markt abgehalten worden sei. Bei der Ortschaft Doubravka, an der Einmündung der Úslava in die Berounka, gründete Adalbert bei diesem Anlass für zehn Benediktinermönche ein vorläufiges Kloster, das später jedoch in Břevnov bei Prag seinen endgültigen Standort erhielt. Die Georgskirche in Doubravka soll im Kern auf diese frühe Klostergründung zurückgehen.

Doch zurück nach Alt-Pilsen, wie die Stadt zur Unterscheidung von dem später gegründeten »Neu-Pilsen« (Pilsna Nova) nachträglich bezeichnet worden ist. Vor dem Jahr 1012 befand sich dort unter dem böhmischen Herzog Jaromír eine Münzstätte, deren Prägungen die Beschriftung pzizen civo trugen. 1134 verhandelten in Pilsen der deutsche König Lothar III. von Supplinburg und der böhmische König Soběslav I. im Beisein des Bischofs Petrus I. aus dem transsilvanischen Alba Iulia. Der geistliche Würdenträger war ein Gesandter des ungarischen Königs Béla II., eines Schwagers Soběslavs, der ihn diplomatisch gegen Ansprüche aus Polen stärkte. Pilsen hatte damals bereits den Status eines Erzdekanats, das dem Bistum Prag unterstand. Insgesamt acht Kirchen umfasste die Stadt. Ihr Zentrum bildete die Burg oberhalb der Úslava mit einem Herzogspalast und der Hauptkirche St. Laurentius im nordöstlichen Bereich, die vermutlich im 11. Jahrhundert erbaut worden war. Die weiter östlich gelegene Heilig-Kreuz-Kirche umgab ein Friedhof. Die ebenfalls befestigte Vorburg besaß eine eigene Kirche mit dem Patrozinium Mariä Geburt. Vom Burggelände selbst ist heute neben einigen Wallanlagen nur noch die romanische St.-Peters-Rotunde erhalten, die früher gerne ins 10. Jahrhundert datiert und damit für eines der ältesten Gebäude Böhmens gehalten wurde. Neuere Forschungserkenntnisse sprechen eher für einen Bau aus dem späten 11. oder frühen 12. Jahrhundert, der als Pfarrkirche gedient haben soll, aber neben der erwähnten Herzogskirche St. Laurentius eine eher untergeordnete Rolle gespielt hat.

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Abb. 1: Die mittelalterliche St.-Peters-Rotunde in Starý Plzenec, 2011

Am linken Ufer der Úslava hatte sich das niedriger gelegene Suburbium, eine unbewehrte Handwerker- und Kaufmannssiedlung, entwickelt. Dort wurden bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts bereits regelmäßige Parzellen auf rechtwinkligem Grundriss angelegt. Vier Kirchen dienten der Seelsorge der dort lebenden Menschen – St. Martin, St. Wenzel, St. Johannes der Täufer und St. Blasius.

Zwischen 1213 und 1216 ist Děpolt III. aus einer Nebenlinie der Přemysliden-Dynastie als Burggraf in Pilsen nachweisbar, vor 1224 fungierte der spätere König Václav I., ein Sohn König Přemysl Otakars I., als »dux pliznensis et budesensis« (Herzog von Pilsen und Bautzen). In der Folge scheint die Stadt jedoch an Bedeutung verloren zu haben, denn Václavs I. Sohn, König Přemysl Otakar II., übertrug am 22. Juni 1266 die insgesamt acht Kirchen in Alt-Pilsen dem Prämonstratenserkloster Chotieschau. Dieser Rechtsakt deutet auf einen Niedergang der städtischen Siedlung hin, die zu einer unfreien Kammerstadt degradiert wurde. Seit dem 15. Jahrhundert ist für sie die Bezeichnung »Starý Plzenec« (Alt-Pilsen) in Gebrauch.

Eine Neugründung im Tal

Um 1295 legte ein Lokator namens Heinrich auf Initiative des böhmischen Königs Václav II. die Siedlung Neu-Pilsen (Pilsna Nova) am Zusammenfluss der Flüsse Mies und Radbusa an. Dieser Akt fiel in eine Periode zahlreicher Stadtgründungen in den Böhmischen Ländern. Jener Heinrich war ein mittelalterlicher Unternehmer: Seine künftigen Mitbürger zahlten an ihn eine bestimmte Geldsumme und erwarben somit das Bürgerrecht und eine Parzelle zum Bau eines Hauses. Für Neu-Pilsen hat sich zwar kein Gründungsdokument erhalten, doch lassen sich der Sachverhalt und das ungefähre Gründungsjahr aus späteren Quellen erschließen. Nach neueren Erkenntnissen hatte allerdings wohl bereits König Přemysl Otakar II. in den Jahren 1266 bis 1273 Initiativen zu einer Stadtgründung unternommen. Die Translokation Pilsens an einen neuen, möglicherweise als geeigneter empfundenen Ort war in den Böhmischen Ländern und überhaupt in Zentraleuropa im 13. Jahrhundert übrigens kein Einzelfall. »Pilsna Nova« erhielt den Status einer Königsstadt (urbs regia), der ihren Bürgern einen herausgehobenen Status gegenüber den Bewohnern anderer Städte garantierte. Das Bürgerrecht konnte durch den Erwerb eines Hauses, durch längere Anwesenheit, durch Einheirat und aufgrund eines ehrbaren Lebenswandels erworben werden. Es beruhte auf einem formalen Rechtsakt. Als Königsstadt gehörte Pilsen zum unveräußerlichen königlichen Besitz. Sie war mit einem großen städtischen Grundbesitz ausgestattet, in Böhmen dem zweitgrößten nach demjenigen der Hauptstadt Prag.

 

HINTERGRUND

 

Eine Gründungslegende

Der Pilsner Gelehrte Josef Stanislaus Zauper edierte 1835 unter dem Titel Alte Chronik von Pilsen die deutsche Übersetzung eines Manuskripts von P. Johannes Tanner SJ aus dem 17. Jahrhundert, die mit einer verbreiteten Gründungslegende begann. Demnach sei die Stadt Alt-Pilsen im Jahre 775 von einem legendären Radouš, der zuvor mit Bediensteten und Vieh nach Westen gezogen sei, gegründet und von einem seiner Nachfolger ins Tal verlegt worden. In dem Text wurde auch versucht, den Namen Plzeň etymologisch herzuleiten – nämlich von der Vokabel plž (Schnecke). Tanners etymologische Hypothese, die in der frühen Literatur sehr verbreitet war, gilt längst als überholt. Heute leiten Sprachwissenschaftler die Bezeichnung Plzeň eher von dem alttschechischen Wort plz her, mit dem ein feuchter Untergrund charakterisiert wurde. Plzeň wurde übrigens bis ins 16. Jahrhundert im Tschechischen männlich gebraucht; seither hat der Städtename ein weibliches Genus. Die deutsche Form Pilsen ist eine Ableitung aus dem Tschechischen.

 

Das ursprüngliche Stadtgebiet Pilsens ist im planmäßigen Grundriss der Altstadt noch heute gut erkennbar. Es umfasste 20 Hektar und besaß die Form eines Rechtecks mit leicht abgerundeten Ecken. Das Zentrum der aus 15 Gassen bestehenden Stadt bildete ein viereckiger, 139 x 193 m messender Marktplatz oder Ringplatz. Er reiht sich damit ein in eine Serie großflächiger hoch- und spätmittelalterlicher Ringplätze in Böhmen – zum Vergleich seien Hohenmauth/Vysoké Mýto (153 x 132 m), Budweis/České Budějovice (133 x 133 m) oder der Karlsplatz/Karlovo náměstí in der Prager Neustadt (500 x 150 m) angeführt.

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Abb. 2: Plan des ursprünglichen Stadtgebietes zur Zeit der Hussitenkriege im frühen 15. Jahrhundert (Entwurf: Tobias Weger)

Ehemalige Stadttore
1  Prager Tor/Pražská brána;
2  Malitzer Tor/Malická brána → Kleines Tor/Malá brána → Plaßer Tor/Plaská brána → Sachsentor/Saská brána;
3  Skurnianer Tor/Skvrňanská brána → Nürnberger Tor/Norimberská brána → Blindes Tor/Slepa brána (→ Verlegung ans Ende der Reichstorgasse: Neutor/Nová brána → Reichstor/Říšská brána)
4  Lititzer Tor/Litická brána → Nonnentor/Jeptišská brána → Schultor/Školní brána

Gebäude mit religiöser Funktion
1  Bartholomäuskirche/Chrám sv. Bartoloměje
2  Dominikanerkloster/Klášter dominikánů
3  Franziskanerkloster/Klášter františkánů
4  Spital/Špitál

Straßennamen der Altstadt (Entwicklung bis in die Gegenwart)
a  Marktplatz, Hauptplatz, Ringplatz/Náměstí → Náměstí republiky
b  Kleine Gasse/Malá ulice
c  Lange Gasse/Dlouhá ulice → Weleslawin-Gasse/Veleslavínova ulice
d  Salzgasse/Solní ulice (aus der Wagnergasse/Kolářská ulice und der Judengasse/Židovská ulice)
e  Prager Gasse/Pražská ulice
f  Theatergasse/Divadelní ulice → Riegergasse/Riegrova ulice
g  Holzgasse/Dřevená ulice → Fleischbankgasse/Masokrámská ulice → Manfeldgasse/Mansfeldova ulice → Dřevená ulice
h  Reichstor-Gasse/Říšskobranská ulice → Reichsgasse/Říšská ulice → Americká ulice → Prešovská ulice
i  (Alte) Zeughausgasse/Zbrojnická ulice
j  Nonnengasse/Jeptišská ulice → Bezruova ulice
k  Engelgasse/Andělská ulice → Bezručova ulice
l  Rossmarktgasse/Koňská ulice → Sedláček-Gasse/Sedláčkova ulice
m  Eisengasse/Železná ulice → Sedláček-Gasse/Sedláčkova ulice
n  Jungferngasse/Panenská ulice → Sedláček-Gasse/Sedláčkova ulice
o  Paradiesgasse/Rajská ulice → Sedláček-Gasse/Sedláčkova ulice
p  Schulgasse/Školní ulice → Fodermayer-Gasse/Fodermayerova třída → ulice Bedřicha Smetany q  Dominikanergasse/Dominikánská ulice
r  Franziskanergasse/Františkánská ulice
s  Sachsengasse/Saská ulice → Rooseveltova ulice
t  Perlgasse/Perlova ulice

Das gesamte Pilsner Stadtensemble wurde durch einen festen, doppelten Mauerring eingefasst und besaß vier Tore, die Zugang zur Stadt erlaubten. Deren Namen zeigten die Orte an, in deren Richtung die aus der Stadt führenden Straßen wiesen – die »Skrvňanská brána« zum Dorf Skrvňany im Westen, die »Malická brána« zum Dorf Malice im Norden, die »Litická brána« zum Dorf Litice im Süden und die »Pražská brána« nach Prag im Osten. Später wurde das westliche Tor auch »Nürnberger Tor« oder »Reichstor« und das nördliche »Kleines« oder »Sächsisches Tor« genannt. Damit wurden die Himmelsrichtungen – der westliche Weg nach Nürnberg bzw. ins Heilige Römische Reich und ins nördliche Sachsen – angezeigt. Die Mauern des Doppelrings, die wohl nach dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts fertiggestellt waren, wiesen eine Höhe von etwa sieben Metern und eine Breite von mindestens eineinhalb Metern auf. Der Untergrund der Stadt aus Arkose, einem feldspatreichen Sandstein, ermöglichte die Anlage eines weit verzweigten Netzes an Kellern und unterirdischen Gängen, die sowohl zum kühlen Einlagern von Waren als auch als Schutzräume in Kriegszeiten genutzt werden konnten. Er bot aber auch eine gewisse Sicherheit nach außen, da die Stadtmauern nicht untergraben werden konnten. Zusätzlichen Schutz gewährten die beiden Flüsse Radbusa und Mies sowie künstlich angelegte Wasserläufe wie der Mühlbach, dessen Wasserkraft dem Namen entsprechend genutzt wurde. Die Altstadt lag so erhöht über den beiden Flüssen, dass selbst bei starken Hochwassern keine Überflutung drohte.